Fokus Osteuropa: Meinl Bank als Schuldeneintreiber

Meinl Bank zieht staerker
Meinl Bank zieht staerker(c) APA (Barbara Gindl)
  • Drucken

Die Bank will in Osteuropa im Immobilien-Bereich Fuß fassen und hat reiche Russen als Zielgruppe. Sie will auch Schulden für Staaten eintreiben.

Die skandalgeschüttelte Meinl Bank will ihre Vergangenheit hinter sich lassen und in Osteuropa expandieren. In Prag hat das Geldhaus eine kleine Bankfiliale gegründet und will in der tschechischen Hauptstadt zudem Geschäfte mit Immobilien machen. In Sofia wurde bereits zum Jahreswechsel eine Repräsentanz eröffnet. Am Hauptsitz Wien will sich die Meinl Bank noch stärker um Kunden aus der Ukraine und Russland kümmern.

Schon bisher hat das Geldhaus viele Kunden aus Osteuropa. Diese hätten in den vergangenen Jahren vor allem Treuhandleistungen und Unterstützung bei der Errichtung von Holdings nachgefragt, teilte Bankchef Peter Weinzierl am Freitag mit. Daher werde man in Wien die Bereiche Corporate und Investment Banking sowie Corporate und Bank Client Relations ausbauen.

Meinl Bank will in Immo-Bereich einsteigen

Auch in Prag lebten, ob des "attraktiven" Steuersystems, viele Geschäftsleute aus Russland und der Ukraine. Reichen Privatkunden und institutionellen Anlegern aus Tschechien, Russland und der Ukraine will das Wiener Geldhaus insbesondere Treuhandlösungen, Immobilieninvestments und Beteiligungsprodukte anbieten.

Zudem will die Meinl Bank wieder direkt im Immobilienbereich tätig werden. In Prag wird heuer eine Immo-Verwaltungsgesellschaft namens Prag Home Invest (PHI) eröffnet. Offeriert werden sollen einerseits Fonds und andererseits direkte Beteiligungen in Form eines Eigentümer-Genossenschaftsmodells. In die Masse, wie mit der glücklosen Meinl European Land (MEL, jetzt Atrium), mit der zahlreiche Kleinanleger Geld verloren haben und die jetzt Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen unter anderem gegen Weinzierl und Banker Julius Meinl ist, will man aber nicht gehen. PHI richte sich an "auserwählte Kunden", Mindestinvestment ist 100.000 Euro, sagte Sprecher Thomas Huemer.

Das Büro in Sofia verwendet die Meinl Bank vorerst lediglich als "Auge und Ohr, um für eventuelle weitere Schritte gerüstet zu sein", so Weinzierl.

Schuldeneintreiben in Osteuropa

Die Meinl Bank verfügt laut Eigenangaben über eine Eigenkapitalquote von 17 Prozent und betreut in Wien rund 2000 reiche Privatkunden. Zählt man auch die MEL-Anleger dazu, sind bzw. waren es etwa 50.000 - deren Zertifikate waren nämlich bei der Bank verwahrt.

Ein weiteres Standbein der Bank ist das Schuldeneintreiben für Staaten. "Aus der Zeit der kommunistischen Herrschaft gibt es zwischen Russland und der Ukraine noch viele Verträge. Die Meinl-Bank-Experten strukturieren diese Schulden", erläuterte Huemer. Werden die Vorschläge angenommen, kassiert das Geldhaus Provision.

Schuldeneintreiber für Bulgarien

Bereits Anfang Jänner hatte der "Standard" berichtet, dass eine Meinl-Bank-Tochter der bulgarischen Regierung beim Eintreiben von Schulden helfen soll. Demnach soll die Ukraine der bulgarischen Regierung 76 Millionen Euro aus kommunistischen Zeiten schulden. Die Bank könne das regeln, soll Atanas Kantschew, amtierender Direktor der Meinl Bank Bulgarien, im einem Interview mit der bulgarischen Tageszeitung "Standart" gesagt haben.

Ähnlich wolle die Meinl Bank auch mit Bulgariens Forderungen an Kuba verfahren. Dabei soll es um 264 Millionen Euro gehen. Warum die beiden Regierungen der Vermittlung einer Wiener Privatbank bedürften, ist laut dem Bericht aber nicht klar.

Einkaufszentren in Russland

Darüber hinaus versucht es die Bank in Russland - wie damals die MEL - mit Einkaufszentren. In der Stadt Ufa befindet sich laut "Format" bereits eines in Bau, geplanter Eröffnungstermin ist im vierten Quartal 2013. Abgewickelt werden die Projekte von einer Gesellschaft namens Fulcrum Properties, die im Einfluss der Familie Meinl steht. 100 Millionen Euro will diese in den kommenden zwei Jahren aufstellen.

Als Board-Chairman der Fulcrum fungiert übrigens Julius Meinl persönlich. Einer der Non-Executive-Directors (Aufsichtsrat) ist laut Homepage der Investmentbanker Michael Treichl, Bruder von Erste-Group-Boss Andreas Treichl und früher Direktor der ehemaligen Meinl International Power (MIP). Mit an Bord sind weiters Meinl-Bank-Chef Weinzierl sowie Dov Weissglas, ehemaliger Kabinettschef von Israels Ex-Ministerpräsident Ariel Sharon.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.