Buch der Woche

Mit Chewbacca im Schloss wohnen

Vor über 30 Jahren hat sie sich mit ihrem Debütroman „Kitchen“ Kultstatus in Japan erschrieben: Banana Yoshimoto.
Vor über 30 Jahren hat sie sich mit ihrem Debütroman „Kitchen“ Kultstatus in Japan erschrieben: Banana Yoshimoto.Pier Marco Tacca/Getty
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Die große Kunst Banana Yoshimotos besteht darin, surreale und aberwitzige Vorgänge so darzustellen, dass sie einem völlig normal erscheinen. Der Roman „Ein seltsamer Ort“ ist nach Angaben der Autorin ein „philosophischer Horror“.

Zuerst die schlechte Nachricht: Im Epilog ihres neuen Romans „Ein seltsamer Ort“ kündigt Banana Yoshimoto an, „allmählich der jüngeren Generation Platz zu machen“ und „halb in den Ruhestand zu gehen und das Büro aufzugeben – ich werde auf mich selbst gestellt sein“. Sie bedankt sich bei allen, die ihr beim Schreiben zur Seite standen, und bei ihren Leserinnen und Lesern, die ihr „einprägsame Begegnungen mit ihnen im wahren Leben“ ermöglichten. Der Hoffnungsschimmer für alle Yoshimoto-Fans liegt in den beiden Wörtern „allmählich“ und „halb“.

Die gute Nachricht: Die Starautorin, die sich bereits vor mehr als 30 Jahren mit ihrem Debütroman „Kitchen“ Kultstatus in Japan erschrieben hat, spielt wieder einmal ihr ganzes literarisches Repertoire aus, das vor allem in der behutsamen Figurenzeichnung, in den vorsichtigen, aber komplizierten Beziehungsgeflechten und dem unbekümmert-großzügigen Schöpfen aus der japanischen Mythologie und populären zeitgenössischen Geister- und Manga-Geschichten besteht. Diesmal zieht sie die Schrauben aber richtig fest an.

Schon die Ausgangslage des „Seltsamen Ortes“ ist fantastisch: Die zweieiigen Zwillingsschwestern Mimi (sie ist zwei Minuten älter als ihre Schwester) und Kodachi – „die Adrette und die Wilde“ – sind in einer Kleinstadt namens Fukiage aufgewachsen, etwa eineinhalb Autostunden von Tokio entfernt. Ihre Mutter liegt seit zehn Jahren in einem Krankenhaus im Koma. Nach einem Autounfall, bei dem der Vater starb, wachte sie nicht mehr aus der „Schlafkrankheit“ auf, wie ihr Zustand im Buch genannt wird.

Der Tunnel ins Jenseits

Die Schwestern waren damals noch in der Volksschule und wurden von Herrn Kodama, einem Eismacher und Eisdielenbetreiber, und dessen Frau aufgenommen und aufgezogen. Herr Kodama „hatte nichts als Eis im Kopf und wie er es noch leckerer machen könnte“ – immerhin ein kleiner Trost für die fast elternlosen Schwestern.


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