Kirche

Serbischer Patriarch in Wien: Kirchen sollen gemeinsam für christliche Werte kämpfen

Das  Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije.
Das Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Porfirije. REUTERS
  • Drucken

Besuch im Bundeskanzleramt und bei Kardinal Christoph Schönborn.

Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije ist Freitagmittag im Bundeskanzleramt in Wien von Kultusministerin Susanne Raab empfangen worden. An der Begegnung nahmen auch der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), Bischof Tiran Petrosyan, und der Apostolische Nuntius in Österreich, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, teil. Weiters waren u.a. auch der Generalsekretär der Bischofskonferenz, Peter Schipka, und der Leiter des Kultusamtes, Florian Welzig, bei der nicht öffentlichen Begegnung mit dabei.

Wie der Wiener serbisch-orthodoxe Bischof Andrej (Cilerdzic) allerdings schon im Vorfeld des Patriarchenbesuchs gegenüber Kathpress gesagt hatte, laufen derzeit die Vorarbeiten dafür, dass die serbisch-orthodoxe Diözese von Österreich staatlich anerkannt wird. Wie der Bischof mit Verweis auf Signale aus dem Kultusamt sagte, gehe es in dieser Frage auch in die richtige Richtung, noch gebe es allerdings keine endgültige positive Entscheidung. Er würde sich zudem auch noch mehr staatliche Unterstützung für die Menschen in Österreich mit serbischen Wurzeln wünschen, so Bischof Andrej - sei es im kirchlichen Bereich, im Bildungs- oder im Kulturbereich.

Wunden der Vergangenheit heilen

Vor der Begegnung im Bundeskanzleramt wurde der Patriarch von der Abgeordneten Gudrun Kugler in Vertretung von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka im Parlament empfangen. Kugler ist auch Vorsitzende der bilateralen parlamentarischen Gruppe Österreich-Serbien. Sie hob im Gespräch mit dem Patriarchen die Bedeutung der vielen serbisch-orthodoxen Menschen in Österreich hervor. Sie wünsche sich, so die Abgeordnete, dass sich diese noch stärker in den österreichischen gesellschaftspolitischen Diskurs einbringen.

Wunden der Vergangenheit müssten geheilt werden, so Kugler weiter. Es gelte, gemeinsam in die Zukunft zu gehen. Im Blick auf die vielen Konflikte in Europa hob Kugler zudem die Bedeutung der Serbisch-orthodoxen Kirche hervor.

„Tun alles für den Frieden“

Patriarch Porfirije ließ durchblicken, dass sich die Serbisch-orthodoxe Kirche angesichts der vielen Konflikte in einer durchaus schwierigen Situation befinde, in der von den verschiedensten Seiten Begehrlichkeiten an die Kirche herangetragen würden. Er stellte dazu allerdings fest, dass es die selbstverständliche Aufgabe seiner Kirche wie aller Kirchen sei, sich unmissverständlich für den Frieden einzusetzen. „Wir tun alles, was möglich ist“, so der Patriarch wörtlich. Er plädiere auch sehr dafür, dass die verschiedenen Kirchen bzw. kirchlichen Traditionen aus Ost und West sich gemeinsam für starke christliche Werte in Europa einsetzen. Eine funktionierende Demokratie setze eine fundierte Wertebasis voraus, so der Patriarch.

Plädoyer für Integration der Serben in Österreich

Patriarch Porfirije war am Donnerstagabend zum Auftakt seines Österreich-Besuchs mit der serbischen Kirchengemeinde von Wien zusammengetroffen. In der Sava-Kathedrale im Dritten Bezirk feierte er einen Vespergottesdienst und richtete eine erste Botschaft an die serbisch-orthodoxen Gläubigen in Österreich. In dieser Botschaft rief er die Menschen zum einen dazu auf, ihrer Kirche treu zu bleiben und die serbischen Traditionen zu pflegen, sich zugleich aber auch mit ganzer Kraft in Österreich zu integrieren und die Gesellschaft mitzugestalten.

Die Sava-Kathedrale im dritten Wiener Gemeindebezirk ist das Zentrum der Serbisch-orthodoxen Kirche in Österreich. Hier hat auch Bischof Cilerdzic seinen Amtssitz. Die Kirche ist nach dem serbischen Nationalheiligen Sava (1175-1236) benannt. 1889 wurde von Vertretern der Serbisch-Orthodoxen in Wien ein Grundstück in der Veithgasse erworben. Die Grundsteinlegung für das vorerst dreistöckige Wohnhaus und die Kirche erfolgte am 6. Mai 1890, der Bau wurde nach Plänen von Heinrich Wagner in serbisch-byzantinischem Stil ausgeführt; die Weihe des Kirchenraums erfolgte am 19. November 1893. Über dem Eingang zur Kirche befindet sich in einem Bogenfeld der Kirchenpatron, der heilige S

Für Freitagnachmittag war im Rahmen des Patriarchenbesuchs eine persönliche Begegnung mit Kardinal Christoph Schönborn im Wiener Erzbischöflichen Palais und eine öffentliche Rede des Patriarchen vor Ort geplant. Am Samstag wird der Patriarch auf dem Soldatenfriedhof von Mauthausen die Feier zur Einweihung der neuen serbisch-orthodoxen Kapelle leiten. Weiters steht in Linz eine Begegnung mit den Vertreterinnen und Vertretern der Linzer Sektion von Pro Oriente auf dem Programm, bevor der Patriarch in der serbisch-orthodoxen St. Vasilije-Kirche eine feierliche Vesper feiern wird. Daran schließt sich ein Empfang der örtlichen Gemeinde an.

Höchster serbischer Orden für Kardinal Schönborn

Am Sonntag (11. Juni) steht schließlich ein festlicher Gottesdienst in Wien auf dem Programm. Aus Platzgründen wird die Liturgie nicht in der neuen serbisch-orthodoxen Kirche „Am Schöpfwerk“ im zwölften Bezirk gefeiert, sondern vor der Kirche im Freien. Am Sonntagabend findet schließlich noch ein festlicher Empfang im Belvedere statt, bei dem Patriarch Porfirije Kardinal Schönborn mit dem höchsten Orden der Serbisch-orthodoxen Kirche auszeichnen wird: mit dem „Orden des Hl. Sava 1. Ranges“.

Die Serbisch-orthodoxe Kirche ist die zahlenmäßig größte orthodoxe Kirche in Österreich. Ihr gehören bis zu 350.000 Gläubige an. Die rund 25 Pfarrgemeinden verteilen sich über das ganze Land. Bischof Andrej (Cilerdzic) ist seit 2014 im Amt. Ihm stehen für die Seelsorge in Österreich rund 30 Priester zur Verfügung. Bischof Andrej hat seinen Amtssitz in Wien. (kap)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.