Franz Reißner, gerade erst zum Streitkräfte-Kommandanten ernannt, könnte Generalstabschef werden.
Es ist weniger die Reform des Wehrdienstes, die die Spitzenmilitärs im Verteidigungsministerium in der Wiener Rossauer Kaserne derzeit beschäftigt, sondern eher eine simple Personalfrage: Wer folgt Edmund Entacher als Generalstabschef nach, wenn dieser sich Ende März in die Pension verabschiedet?
Zwei logische Kandidaten rittern um den Job: Entachers derzeitiger Stellvertreter Othmar Commenda und Karl Schmidseder, der Stabschef im Kabinett von Verteidigungsminister Norbert Darabos. Für Commenda spricht seine Erfahrung und dass er den Job bereits einmal – in der Phase, als Darabos Entacher abgesetzt hatte – mit Bravour gemeistert hat. Für Schmidseder die – auch politische – Nähe zum Minister und die treuen Dienste, die er ihm im Zuge der Wehrpflicht-Volksbefragung geleistet hat.
Genau das kann ihm jetzt aber auch zum Verhängnis werden: Wie kann jemand die Wehrpflicht reformieren, der sich derart eindeutig für ein Berufsheer ausgesprochen hat?
Und so gilt im Moment ein dritter Kandidat sogar als wahrscheinlichste Lösung: Franz Reißner, der erst vergangenen Dezember zum Kommandanten der Streitkräfte ernannt wurde. Reißner war immer für die Wehrpflicht (auch wenn er sich in den vergangenen Monaten nicht dazu geäußert hat) und er hat als führendes Mitglied des BSA (Bund Sozialdemokratischer Akademiker) die nötigen politischen Voraussetzungen.
Commenda würde man in diesem Fall nicht zumuten, weiter den Stellvertreter zu machen. Er könnte entweder mit Reißner den Posten tauschen und Streitkräfte-Kommandant werden, oder einen der frei werdenden Sektionschef-Jobs übernehmen. Neben Entacher verabschieden sich auch Christian Segur-Cabanac und Freyo Apfalter in die Pension. Für diese Aufgaben käme auch Schmidseder infrage.
Bei der Führung der Sektionen wird Darabos aber auch auf die Wünsche des Koalitionspartners Rücksicht nehmen müssen. Die Volkspartei wird es nicht hinnehmen, dass im traditionell ÖVP-nahen Militär ausschließlich Sozialdemokraten den Ton angeben.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2013)