Oberndorfer: Eine Powerfrau in wirklich jeder Hinsicht

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Chefin der Bundesfinanzierungsagentur, Martha Oberndorfer, wird neuerdings für alle möglichen Spitzenjobs gehandelt. Das liegt an ihrer unbestrittenen Kompetenz. Aber auch an ihrem reschen Führungsstil.

Ihr ist der ganze Trubel offenbar zu viel. Martha Oberndorfer bittet sehr höflich um Verständnis: Für ein Interview stehe sie nicht zur Verfügung. Derzeit jedenfalls nicht. Das ist natürlich schade, aber nachvollziehbar: Oberndorfer zieht es grundsätzlich vor, eher im Hintergrund zu bleiben. Doch zuletzt ist ihr das nicht gelungen: Vor wenigen Monaten wurde sie als neue Direktorin der Oesterreichischen Nationalbank gehandelt (was sie dann doch nicht wurde). Dann wurde berichtet, dass sie als Vorstand der Finanzmarktaufsicht (FMA) im Gespräch sei. Und so nebenbei ist sie gefragt worden, ob sie in den Aufsichtsrat der Telekom Austria einziehen möchte. Auch nicht irgendein Unternehmen.

So ein Griss um eine Person – noch dazu um eine Frau – ist eher selten. Aber offenbar durchaus gerechtfertigt: Martha Oberndorfer gilt als fachlich höchst versiert.

Seit Anfang 2008 ist sie Chefin der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur, die für das Schuldenmanagement der Republik verantwortlich ist. Angeblich hat sie sich schon im Jahre 2002 erfolglos für den Posten beworben, offizielle Bestätigung gibt es dafür aber keine. Faktum ist: 2008 hat es unter ÖVP-Finanzminister Wilhelm Molterergeklappt, und seine Entscheidung gilt noch heute als gelungener Schachzug. Die 50-jährige Oberndorfer soll ihren Job sehr gut machen. Mehr noch: Sie hat einige haarige Situationen durchaus bravourös bewältigt.

Zuerst kam die Osteuropa-Krise, die sie, wie viele betonen, „hervorragend gemeistert“ habe. Dann, Mitte 2009, geriet die Bundesfinanzierungsagentur selbst in die Schlagzeilen: Damals waren Spekulationen der Agentur mit Steuergeldern publik geworden, Oberndorfer musste Rede und Antwort stehen. Auch das hat sie recht gut hinbekommen. Was möglicherweise auch daran lag, dass das Schlamassel nicht sie, sondern ihr Vorgänger Helmut Eder zu verantworten hatte. Außerdem war vor allem Willi Molterer Zielscheibe des politischen Hickhacks – er hat sich zu dem Zeitpunkt Hoffnungen auf einen Job als EU-Kommissar gemacht. Sei's drum: Die „Oberösterreichischen Nachrichten“ schwärmten von Oberndorfer als „Muster an Seriosität und gepflegter Ausdrucksweise“.

Nicht zu vergessen: der Schock, als die Ratingagentur Standard & Poor's Österreich Anfang 2012 das Triple A entzog. Oberndorfer, so wird erzählt, bewies Kompetenz und Nervenstärke: „Sie ist genial bei Gesprächen mit den Ratingagenturen“, bescheinigt ihr ein Insider.

Martha Oberndorfer hat also ganz offensichtlich ihre Fangemeinde. Und da werden bei der Beschreibung ihres Lebenslaufes bisweilen auch ganz gern Legenden aufgebaut: So soll die gebürtige Kremserin, die in Linz Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik studierte und 1981 ihre Doktorarbeit über ethisches Investment schrieb, nur wenige Monate bei der Kommunalkredit-Tochter Dexia Asset gearbeitet haben. Sie habe das Haus 2005 verlassen, weil ihr dort vieles spanisch vorkam. Wenn's wahr ist, dann hat sie jedenfalls einen guten Riecher gehabt: Mittlerweile ist die Kommunalkredit, die sich mit Spekulationen übernommen hat, bekanntlich notverstaatlicht worden.

Ein feines Ondit, das SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied – zur fraglichen Zeit Kommunalkredit-Vorstand – wohl auch nur zu gern von sich zum Besten geben würde. Aber das Schicksal meinte es mit Oberndorfer eben besser: Nach dem Kommunalkredit-Intermezzo arbeitete sie bei Trans Europe Financials, einem Spezialisten für das Finanzmanagement der öffentlichen Hand. Und dort wurde Molterer auf sie aufmerksam. Seitdem wird Oberndorfer von der ÖVP als bürgerliche Zukunftshoffnung für alle möglichen heiklen Jobs gehandelt. Auch wenn sie, wie einige mutmaßen, eher dem freiheitlichen Lager zugetan sein soll.

Wie auch immer: Beruflich wird für Oberndorfer wohl alles beim Alten bleiben. Bei aller Verschwiegenheit lässt sie sich zur Aussage hinreißen: „Ich habe kein Interesse an einem Job in der Finanzmarktaufsicht.“ Und im Finanzministerium von Maria Fekter will man auf ihre Expertise in der Bundesfinanzierungsagentur ohnehin nicht verzichten. Es laufen gerade Verhandlungen zur Vertragsverlängerung: Sie wird den Job weiter machen.

Wieso sie trotzdem für Spitzenjobs in OeNB bzw. FMA gehandelt wurde, ist halt die Frage. Das dürfte – neben ihrer unbestrittenen fachlichen Kompetenz – auch persönliche Gründe haben. Denn Oberndorfers Führungsstil ist, sagen wir: einigermaßen dominant. Wohlgesinnte formulieren das so: „Oberndorfer übernimmt eindeutig die Führungsrolle.“ Was bei einer zweiköpfigen Geschäftsführung eher nicht so praktikabel ist. Kein Wunder, dass es so manch einer gern gesehen hätte, wenn sie Job gewechselt hätte.

Als Oberndorfer seinerzeit in die Bundesfinanzierungsagentur kam, war Kurt Sumper dort schon als Geschäftsführer tätig. Nicht mehr allzu lange. Zwischen Oberndorfer und Sumper soll es gewaltig geeckt haben – was schließlich auch dazu führte, dass es unter den Mitarbeitern zu einer regelrechten Lagerbildung kam. Das Klima in der Bundesfinanzierungsagentur wurde seinerzeit als desaströs bezeichnet. Sumpers Vertrag wurde 2011 nicht mehr verlängert.

Dafür kam Klaus Kumpfmüller. Ein Mann, der Maria Fekters grenzenloses Vertrauen besitzt: In den Neunzigerjahren war Kumpfmüller Sekretär der damaligen Staatssekretärin Fekter. Doch auch Kumpfmüller scheint mit Oberndorfer nicht gerade das beste kollegiale Verhältnis zu haben.

Es wäre nicht Österreich, gäbe es für dieses Problem nicht eine super Lösung: Nach dem Abgang von Kurt Pribil aus dem Vorstand der Finanzmarktaufsicht wird dort noch immer nach einem Nachfolger aus der schwarzen Reichshälfte gesucht. Oberndorfer will nicht. Also soll am kommenden Dienstag Kumpfmüller diesen Posten bekommen.

Problem gelöst.

Zur Person

Martha Oberndorfer wurde am 9.Mai1962 in Krems geboren. Sie studierte Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik in Linz – ihre berufliche Laufbahn führte sie unter anderem in das Bankhaus Gutmann, die Kommunalkredit und in die Trans Europe Financials. Seit 2008 ist sie Geschäftsführerin der Bundesfinanzierungsagentur.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2013)

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