Krieg in der Ukraine

Prigoschin und Kadyrow: Die zwei Privatarmee-Chefs an Putins Seite

Ein Bild aus St. Petersburg. Das Graffiti des russischen Künstlers Alexey Chischow zeigt Kadyrow, Prigoshin und Putin.
Ein Bild aus St. Petersburg. Das Graffiti des russischen Künstlers Alexey Chischow zeigt Kadyrow, Prigoshin und Putin.REUTERS/ANTON VAGANOV
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Das russische Verteidigungsministerium versucht, paramilitärische Einheiten unter Kontrolle zu bekommen. Mit der Achmat-Gruppe von Kadyrow gibt es bereits einen Vertrag. Doch Wagner-Chef Prigoschin weigert sich vorerst.

In seinem Krieg gegen die Ukraine stützt sich Russland auch auf sogenannte Freiwilligeneinheiten. Die wichtigsten sind die Wagner-Söldner des Unternehmers Jewgeni Prigoschin und die Achmat-Gruppe von Ramsan Kadyrow, des Machthabers in Tschetschenien. Das russische Verteidigungsministerium versucht, diese paramilitärischen Einheiten unter seine Kontrolle zu bekommen.

Dazu sollen sie zum 1. Juli einen entsprechenden Vertrag unterzeichnen, und im Gegenzug sollen ihre Kämpfer die gleichen Vorteile und Schutzmaßnahmen wie die regulären Soldaten erhalten. Kadyrow stimmte zu. Prigoschin, der im ständigen Streit mit Verteidigungsminister Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow liegt und beiden mehrfach öffentlich Inkompetenz vorgehalten hat, lehnte am Sonntag die Unterzeichnung eines solchen Vertrages ab. Schoigu könne militärische Formationen nicht richtig verwalten, kritisierte er. Prigoschin hat der Militärführung auch wiederholt vorgeworfen, seine Einheiten würden absichtlich nicht ausreichend mit Munition und Waffen versorgt.

Einige Fakten zu den beiden wichtigen Figuren auf russischer Seite im Krieg gegen die Ukraine:

Jewgeni Priogschin

Der Unternehmer ist Gründer und Chef der Wagner-Gruppe, deren Söldner im Kampf in der Ukraine eine wichtige Stütze des russischen Militärs sind. Erst im September räumte er erstmals öffentlich ein, mit der Wagner-Gruppe etwas zu tun zu haben, die er nach eigenen Angaben 2014 gegründet hat. Die Gruppe, die weit mehr ist als eine Söldner-Truppe, hat Militär- und Bergbauverträge in Afrika. Prigoschin besitzt zudem ein riesiges Catering-Unternehmen, das staatliche Einrichtungen versorgt, sowie Trollfabriken und Medien. Seine Söldner kämpfen vor allem rings um Bachmut in der Ostukraine - in der verlustreichsten Schlacht des Krieges.

Dem reichen Geschäftsmann, der das letzte Jahrzehnt der Sowjetunion wegen Raubes und Betrugs im Gefängnis saß, wurde lange Nähe zu Präsident Wladimir Putin nachgesagt. So trägt Prigoschin den Spitznamen „Putins Koch“, auch weil er in Sankt Petersburg ein Restaurant besaß, in dem Putin zu speisen pflegte. Wie viel Einfluss er tatsächlich in Putins Entourage hat, ist nicht klar. Denn er scheut sich nicht, sich öffentlich mit Militär und Verteidigungsministerium anzulegen, wenn er dort Fehler ausmacht oder die Leistung seiner Söldner nicht ausreichend gewürdigt sieht. Prigoschin hat auch Verteidigungsminister Sergej Schoigu wiederholt öffentlich angegriffen, ihm Inkompetenz vorgeworfen und erklärt, seine Truppen würden absichtlich nicht ausreichend mit Munition und Waffen versorgt - Schoigu wiederum ist ein enger Vertrauter Putins.

Ramsan Kadyrow

Wie Prigoschin mischt auch Kadyrow im Krieg in der Ukraine mit - ihre Einheiten agieren bislang weitgehend unabhängig vom russischen Oberkommando. Kadyrows Achmat-Gruppe hat nach eigenen Angaben in den vergangenen 15 Monaten Zehntausende Freiwillige vorbereitet und in die Ukraine geschickt. So spielten die Truppen bei der Einnahme der südukrainischen Hafenstadt Mariupol vor einem Jahr eine große Rolle. Jetzt stemmen sie sich gegen die ukrainische Gegenoffensive etwa nahe der Stadt Marjinka in der ostukrainischen Oblast Donezk.

Kadyrows Einheiten sind ebenso für ihre Rücksichtslosigkeit berüchtigt wie die Wagner-Söldner Prigoschins. Und wie dieser hat Kadyrow des Öfteren öffentlich das Militär kritisiert. Im Oktober, nach einem erneuten Rückschlag für das russische Militär, schlug Kadyrow vor, die Regierung in Moskau solle den Einsatz einer Atomwaffe mit vergleichsweise geringer Sprengkraft in Betracht ziehen. In jüngster Zeit hat sich Kadyrow aber - anders als Prigoschin - mit öffentlicher Kritik zurückgehalten.

Kadyrow ist seit 2007 in der im Süden Russlands im Kaukasus gelegenen Teilrepublik Tschetschenien an der Macht. Putin machte sich für den Sohn des früheren tschetschenischen Präsidenten Achmat Kadyrow stark, der 2004 ermordet wurde. Menschenrechtler werfen Ramsan Kadyrow vor, für schwerwiegenden Missbrauch, Willkür und Übergriffe verantwortlich zu sein. Die USA hatten ihn schon vor einigen Jahren mit Sanktionen belegt.

Mit Prigoschin und anderen nationalistischen Hardlinern hat Kadyrow ein informelles Bündnis geschmiedet, das den Krieg gegen die Ukraine unterstützt und sich für ein massives Vorgehen einsetzt. Von Prigoschin hat sich Kadyrow dessen Geschäftsmodell einer Söldner-Truppe abgeschaut: „Wenn mein Dienst für den Staat beendet ist, plane ich ernsthaft, mit unserem lieben Bruder Jewgeni Prigoschin in Konkurrenz zu treten und eine private Militärfirma zu gründen.“

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