Wiens Ärger mit dem großen Sohn

Viele Jahre überging die Stadt Hundertwassers Helfer bei der Schöpfung des berühmten Gemeindebaus. Auch das nahe gelegene Museum ist ein Defizitgeschäft.

Der im Jahr 2000 verstorbene Friedrich Stowasser wurde als Friedensreich Hundertwasser einer der berühmtesten Wiener Künstler des 20.Jahrhunderts. Die Verbindung des Namens mit seiner Geburtsstadt bringt Wien noch heute zahllose Touristen. Das Verhältnis des Rathauses zu einem seiner prominentesten Söhne war jedoch stets ein schwieriges: Einerseits sorgt dessen Erbe bis heute für Geld und Ärger, andererseits schreckte man nicht davor zurück, für die Gunst des Meisters anderen zu schaden.

Als bestes Beispiel hierfür dient die Entstehungsgeschichte des berühmtesten Gemeindebaus der Welt. Der Ruhm für das Gebäude in Wien Landstraße, das seit 2008 wegen der späten Anerkennung des eigentlichen Architekten Josef Krawina auch offiziell Hundertwasser-Krawina-Haus heißt, sollte nach Ansicht prominenter SPÖ-Politiker und Gemeindebediensteter wohl nur dem Künstler selbst zugutekommen. Um das zu erreichen, machten der verstorbene Landtagspräsident Johann Hatzl und der einstige MA19-Leiter Rudolf Kolowrath „objektiv falsche“ und „objektiv unrichtige“ Angaben über die tatsächliche Leistung Krawinas. Zumindest sah das ein Richter so, der dem lange verleugneten Architekten doch noch die öffentliche Anerkennung für sein maßgebliches Mitwirken aussprach. Die einzig auf Hundertwasser zugeschnittene PR-Maschinerie der Stadt brach zusammen, als sich herausstellte, dass der Magistrat dem Gericht sogar Beweismittel in Form von Plänen vorenthalten wollte. Diese, die letztendlich Krawinas Anteil an der Planung bewiesen, seien nämlich bei einem Wasserschaden zerstört worden. Tatsächlich tauchten sie über Umwege wieder auf. Eine Blamage für alle Beteiligten.

Subventionsbedürftig. Mindestens genauso blamabel verläuft momentan die Finanzierung des Kunsthauses Wien, das das Hundertwasser-Museum beherbergt. Wegen massiver Geldprobleme beschloss der Gemeinderat kürzlich die Verdoppelung der Subventionen auf jährlich 400.000 Euro. So hatten sich das die Stadtväter 2007 nicht vorgestellt. Damals übernahm man das Unternehmen für einen Euro von Hundertwassers Ex-Manager Joram Harel (siehe Artikel links). Angeblich deshalb, weil 390.000 Besucher pro Jahr versprochen wurden. Tatsächlich kamen nicht einmal 100.000. Von der angedachten Eigenfinanzierung kann man heute nur träumen.

Einmal mehr Ärger mit Hundertwasser und seinem Nachlassverwalter Harel gab es zuletzt im Winter 2011. Als die Wien Energie bei der von Hundertwasser gestalteten Müllverbrennungsanlage Spittelau ein architektonisch eher gewöhnliches Kundendienstzentrum bauen wollte, sprach Harel von einer „respektlosen Verletzung“ des Gesamterscheinungsbildes. Mit großem Aufwand lenkte Wien ein, Ecken, Kanten und gerade Linien verschwanden, das Gebäude entstand im Hundertwasser-Stil.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.02.2013)

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