Das Schwedenbombe geht mir auf den Keks

Clemens Fabry
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Eine Dissertation sollte eine selbstständig verfasste Arbeit sein, die in der Regel vom aktuellen Forschungsstand ausgehend einen Wissenszuwachs enthalten soll.

Eine Dissertation sollte eine selbstständig verfasste Arbeit sein, die in der Regel vom aktuellen Forschungsstand ausgehend einen Wissenszuwachs enthalten soll. Sie sollte so eigenständig gestaltet sein, dass sie auch ein paar Jahrzehnte nach ihrer Entstehung einer Prüfung auf ihre handwerkliche Qualität gewachsen ist. Und schließlich schadet es auch nicht, wenn das Thema der Arbeit eine gewisse wissenschaftliche und gesellschaftliche Relevanz hat. Eine Dissertation mit dem Titel „Die Repräsentation der Schwedenbombe in der deutschsprachigen Popmusik“ wäre also vermutlich nicht würdig. Schade, schließlich waren die in Schokolade gehüllten Schaumungetüme in den vergangenen Tagen – Achtung, Kalauer! – in aller Munde. Auf YouTube tauchte ein Schwedenbomben-Song (Auszug aus der Endreimschlacht: „Echte Bomben sind gefährlich, die vom Niemetz unentbehrlich“) auf. Andere wiederum gruben aus dem Archiv Heli Deinboeks „Killer vom Billa“ aus, in dem sich folgende Zeile findet: „Der Austro-Terrorismus hat a Goschen voller Plomben. In Irland werfens echte, doch bei uns nur Schwedenbomben.“

Dann also doch lieber ein anderes Dissertationsthema. Eine wissenschaftlich höchst relevante Fragestellung wäre etwa, warum Kekse in Deutschland (außer in Bayern) männlich, in Österreich dagegen sächlich sind. Und warum einem Menschen, obwohl es doch „das Keks“ heißt, auch hierzulande „auf den Keks gehen“ können. Warum können die Nervensägen ihren Spaziergang nicht auf „das Keks“ verlegen? Und warum kann ein Keks im Sprachgebrauch überhaupt die Rolle der neurologischen Leiter im Körper übernehmen? Wenn das mürbe Backwerk das kann, dann müsste das doch ein schokoüberzogenes Schaumgebäck auch zusammenbringen. „Du gehst mir auf das Schwedenbombe“ also. Apropos, seit wann gibt es eigentlich bei Ikea keine Schwedenbomben mehr?

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2013)

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