Befragung

Besser führen mithilfe von Künstlicher Intelligenz?

Der jüngste „Hernstein Management Report“ zeigt: Führungskräfte setzen auf künstliche Intelligenz (KI). Und sie halten sich – Stichwort Digital Gap – für „digitaler“ als ihre Vorgesetzten.

Sich vorzustellen, Chat GPT in ihrem Unternehmen einzusetzen, das können sich sechs von zehn Führungskräfte. Bei den unter 40-Jährigen sind es gar sieben von zehn. Wobei die Vorstellungen in der IT und im Finanzbereich über-, im Tourismus und in der Pflege unterdurchschnittlich sind. Zu diesem Ergebnis kommt der „Hernstein Management Report“ zum Thema „Bilanz des digitalen Businesslife“, für den rund 1500 Führungskräfte in Österreich und Deutschland befragt wurden.

Eine relativ kleine Gruppe von 13 Prozent ist darüber hinaus „voll und ganz“ überzeugt, dass Anwendungen künstlicher Intelligenz (KI) den Alltag als Führungskraft erleichtern werden. Weitere 41 Prozent haben „eher“ diese Erwartung. In Summe geht mehr als die Hälfte davon aus, dass KI binnen der nächsten zwei Jahre positive Auswirkungen auf die Führungsarbeit haben wird, weil sie sich dann eher auf ihre Kernaufgaben konzentrieren kann. KI-Tools wie Chat GPT sind „durch die einfache Anwendung gut in den Führungsalltag integrierbar, wenn man eine Frage hat, die man beantwortet haben möchte“, sagt die Leiterin des Hernstein-Instituts, Michaela Kreitmayer. Für Führungskräfte sei es hilfreich zu wissen, welche Tools und Möglichkeiten es gibt. „Was man sich nicht vorstellen kann, kann man gedanklich auch nicht in seine Arbeit als Führungskraft integrieren.“

Genau 53 Prozent der befragten österreichischen Führungskräfte (Deutschland: 64 Prozent) schätzen sich selbst als „digital“ ein. Ihre Vorgesetzten würden aber nur 40 Prozent (Deutschland: 51 Prozent) als „digital“ bezeichnen. Die eigene digitale Affinität oder Erfahrung wird also merkbar höher eingeschätzt. Fazit: Es zeigt sich in dieser Beurteilung ein tatsächlicher oder vermuteter Digital Gap. Kreitmayer vermutet, dass je höher die Hierarchiestufe, desto niedriger oft das Digitalisierungs-Know-how ist. Das werde sich allerdings wandeln, „da die heutigen Generationen ganz anders in der digitalen Welt aufwachsen als die aktuellen Chefs damals. Dazu kommt, dass man die eigene Kompetenz oft ganz gut einschätzen kann, bei seinem Umfeld liegt man allerdings manchmal auch daneben bzw. wird positiv oder negativ überrascht.“

28 Prozent der Führungskräfte stimmen der Aussage, dass „man es mit der Digitalisierung auch übertreiben kann“, vollkommen zu, weitere 31 Prozent stimmen eher zu. Hauptgrund für diese Einschätzung ist die zwischenmenschliche Ebene. 34 Prozent der Befragten meinen, dass die persönliche Interaktion aufgrund zu intensiver Digitalisierung leiden würde. Eine vergleichsweise geringe Rolle spielen hingegen Effizienzüberlegungen: Elf Prozent nennen die Möglichkeit, dass der Aufwand bei der Einführung oder Nutzung von digitalen Anwendungen größer als deren Nutzen sein kann. Eine generelle Fehleranfälligkeit dieser Lösungen sehen lediglich zwei Prozent.

Ja, man könne es übertreiben, sagt Kreitmayer. „Wenn Menschen Fähigkeiten verlernen, dann ist das prinzipiell schade.“ Sie denkt dabei beispielsweise an die Fähigkeit, Landkarten zu lesen oder sich Telefonnummer zu merken. „Gefährlich wird es, wenn durch die Digitalisierung das Virtuelle so im Vordergrund steht und das Persönliche vernachlässigt wird.“ Es sei gut, die Vorteile der Digitalisierung zu kennen und zugleich zu sehen, wo Beziehungen im Leben zählen.

Ein Hinweis zum Sommerbeginn: Workation, die Kombination von „work“ und „vacation“, also die Verquickung von Arbeit und Urlaub, ist im Kommen. 28 Prozent der Unternehmen bieten es an. 40 Prozent der Führungskräfte wünschen sich diese Möglichkeit. 34 Prozent erwarten, dass ihre Vorgesetzten diese akzeptieren.


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