Leitartikel

Prigoschins bizarrer Putsch legt die Gräben in Putins Regime offen

Bizarre Bilder. Der vom Wagner-Chef Prigoschin entsandte Konvoi machte vor Moskau wieder kehrt.
Bizarre Bilder. Der vom Wagner-Chef Prigoschin entsandte Konvoi machte vor Moskau wieder kehrt.Reuters / Alexander Ermochenko
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Was auch immer beim gespenstischen Wagner-Schauspiel hinter den Kulissen lief: Russland sah eine Vorstellung von Rivalität, Verrat – und Schwäche.

Und dann schütteten die Bagger die Gräben wieder zu. Nur Stunden zuvor waren diese ausgehoben worden, um den Vormarsch der Wagner-Kämpfer auf Moskau zu behindern. Jetzt werden die Sperren nicht mehr gebraucht. Die Revolte ist – vorerst – abgesagt. Die Kolonne aus Panzern auf Tiefladern, die Söldnerführer Jewgenij Prigoschin in Richtung Hauptstadt entsandt hatte, machte nur 200 Kilometer vor Moskau wieder kehrt. In Rostow an der Grenze zur Südukraine packten vermummete Söldner ihre Sachen zusammen und rückten in ihren Panzern und Pick-ups ab – unter den Ovationen Schaulustiger, die die Wagner-Kämpfer hochleben ließen.

Die gespenstischen bis grotesken Bilder, die aus Russland nach außen dringen, markieren den vorläufigen Schlusspunkt eines Aufstands, der das Land offenbar an den Rand eines Bürgerkrieges gebracht hat. Davor hatte sogar Präsident Wladimir Putin selbst gewarnt, als er sich in einer eindringlichen Rede an die Bevölkerung gewandt und dabei Wagner-Chef Prigoschin als Verräter beschimpft hatte.

Das System Putin ist erschüttert

Stunden später war hingegen von der strengen Bestrafung, die Putin den Verschwörern angedroht hatte, keine Rede mehr. Der einst so mächtige und gefürchtete Staatschef ruderte zurück und pardonierte Prigoschin. Erwartungen, Putins Herrschaft könnte durch die Wagner-Revolte beendet werden, wurden enttäuscht. Aber eines ist klar: Der bizarre Ein-Tages-Putsch hat sein System erschüttert.

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