Aufregung um Entachers „pompösen“ Abschied

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Aufregung Entachers bdquopompoesenldquo Abschied(c) APA GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Verteidigungsminister Darabos kritisiert Pläne für einen aufwendigen Festakt seines wichtigsten Widersachers im Ministerium.

Der Minister und sein General – die Geschichte einer Entfremdung ist um ein Schlusskapitel reicher. Ende März geht Generalstabschef Edmund Entacher in Pension. Verteidigungsminister Norbert Darabos könnte froh sein, dass er seinen Gegenspieler, den er erfolglos abzusetzen versuchte und der beharrlich gegen den Wunsch des Ministers nach einem Berufsheer opponierte, nun endlich los ist, sollte man meinen.

Doch jetzt nutzte Darabos noch einmal die Chance, sich an seinem höchstrangigen Mitarbeiter öffentlich abzureagieren. Bei seinem wichtigsten medialen Bündnispartner, der „Kronen Zeitung“, wurde am Montag ein Artikel über die Abschiedsfeier des Generals lanciert. Von einer 110.000 Euro teuren Parade, einem „Triumphzug wie einst bei Publius Cornelius Scipio Africanus in Rom“ ist da die Rede. Teuer ist laut diesem Artikel vor allem der Einsatz von zwei Eurofightern, der mit 80.000 Euro für zwei Flugstunden zu Buche schlage. Einen Festakt in diesem pompösen Ausmaß werde er mit Sicherheit nicht genehmigen, wird Darabos zitiert. Eine derartige Verabschiedung eines Beamten sei absolut unverhältnismäßig.

Eine Verabschiedung von General Entacher ist – wie es den militärischen Usancen entspricht – tatsächlich geplant. In einem Erlass des Generalstabs vom 1.Februar ist ein Festakt für den 22.März in der Maria-Theresien-Kaserne in Wien angekündigt. Geplant ist eine „Defilierung“ (also eine Parade), alle Waffengattungen (also auch die Luftstreitkräfte) sollen eingebunden sein. Danach ist ein Empfang mit „Löffelgericht“ (Übersetzung für Zivilisten: Gulasch) geplant. Alles weitere, also auch die Beteiligung der Eurofighter, hat bisher den Charakter einer Ideensammlung von Generalstabsmitarbeitern.

Wobei die angegebenen Kosten für den Einsatz der Eurofighter hinterfragt werden müssen. Zum einen handelt es sich dabei um Vollkosten (also inklusive der anteiligen Anschaffungskosten), zum anderen geht es bei einem Überflug nicht um zwei Flugstunden, sondern um einige Flugminuten. Und schließlich müssen die Eurofighter-Piloten ohnehin regelmäßig Übungsflüge machen – ob diese im Rahmen einer militärischen Feier stattfinden oder ohne irgendeinen Anlass, ist relativ egal.

Die Kritik des Ministers an der „pompösen Feier“ wirkt etwas eigenartig, wenn man zwei Monate zurückblickt: Am 10.Dezember hat Günter Höfler die Führung des Streitkräftekommandos an Franz Reißner übergeben. Bei einem Festakt mit Parade, Beteiligung aller Waffengattungen und dem Einsatz von gleich vier Eurofightern. Darabos war der Festakt damals nicht zu pompös – er nutzte ihn, um Werbung für sein Berufsheerkonzept zu machen.

Entacher selbst nimmt die Aufregung um seine Verabschiedung gelassen. Er plane seinen Festakt nicht selbst, von den Ideen seiner Mitarbeiter habe er auch erst im Nachhinein erfahren, so der General zur „Presse“. Und, in Richtung Darabos: „Wenn der Minister das alles nicht will, muss er das nur sagen. Er ist ja derjenige, der zum Festakt einlädt.“

E-Mails an: martin.fritzl@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2013)

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