In Seibersdorf werden Fliegen- und Mückenmännchen mit Bestrahlung steril gemacht. So reduziert man Ernteschädlinge und Krankheitsüberträger in freier Wildbahn.
Nach einer Reise durch idyllische Orte wie Reisenberg und Gramatneusiedl erreicht man hinter Kukuruz- und Weizenfeldern die Labore der IAEA (Internationale Atomenergie-Behörde). Die wissenschaftlich-technische Organisation der UNO, die eine friedliche Nutzung von Kernenergie fördert und den kriegerischen Einsatz verhindert (2005 erhielt die IAEA den Friedensnobelpreis) betreibt in Niederösterreich nahe der Grenze zum Burgenland eine riesige Forschungsstätte mit acht Laboreinheiten. Jeder muss sich ausweisen, es gibt Sicherheitskontrollen wie auf dem Flughafen. Dieses Mal schaut sich „Die Presse“ das Insect Pest Control Laboratory an (Insektenschädlingsbekämpfung).
Die Gebäude wurden renoviert und 2019 neu eröffnet. Alles strahlt – und damit ist nicht Gammastrahlung gemeint, sondern die Optik. Die alten Labore von 1962 sind modernen Forschungseinheiten gewichen. Manch Erinnerung an den Gestank der früheren Fliegenzucht ist verblasst. In den neuen Räumen herrscht angenehmes Klima. Gekühlt dort, wo „nur“ Menschen arbeiten, und auf 27 bis 30 Grad geheizt und mit hoher Luftfeuchte dort, wo Insekten leben und sich vermehren sollen.
Aufpassen, dass keine sticht
Hinter jeder Tür warten andere Tierchen: Tsetsefliegen, Fruchtfliegen, Tigermücken oder Anopheles-Gelsen. Jeweils in den für sie geeigneten Käfigen, Becken oder Schälchen. Weil einige der Fliegen und Gelsen aber frei sind, heißt es aufpassen, dass man nicht gestochen wird – und dass kein Insekt durch die dicken Plastikvorhänge an der Labortür schlüpft. Hier herrschen Sicherheitsvorkehrungen der biologischen Schutzstufe drei, die auch spezielle Schleusentüren umfasst. Automatisch will man eine Tsetsefliege, die sich auf den Arm setzt, erschlagen. „Vorsicht, die ist einen Euro wert“, sagt Hanano Yamada, Expertin für Bestrahlungstechnik und Insektenforscherin am IAEA.