Nach der Kür von Andreas Babler zum SPÖ-Chef haben Sandra Breiteneder und Klaus Seltenheim die Bundesgeschäftsführung übernommen. Ein Gespräch über den Zustand der Partei, geplante Veränderungen, Karl Marx und Sigmund Freud.
Wenn nach dem Parteitag zuerst der eine Kandidat zum Vorsitzenden gekürt wird und zwei Tage später bekannt wird, dass doch der andere gewonnen hat – was geht einem da durch den Kopf?
Sandra Breiteneder: Ich war in der Arbeit in einer Sitzung und mein Handy hat nicht aufgehört zu vibrieren. Als ich es gehört habe, habe ich mich zwar sehr gefreut, aber mir auch gedacht, das kann ja eigentlich nicht sein, dass das jetzt zwei Tage später herauskommt.
Klaus Seltenheim: Ich war in Bogota in Kolumbien mit sieben Stunden Zeitverschiebung und saß gerade beim Frühstück. Ich war zuerst sehr verwirrt. Dann war mein Urlaubstag sehr handyintensiv.
Sie beide waren in der Öffentlichkeit bisher weitgehend unbekannt. Wie kommt es, dass gerade Sie jetzt die SPÖ managen?
Breiteneder: Ich habe in vielen Positionen in der Gewerkschaft und in politiknahen Organisationen gearbeitet und war in der Wahlkampagne von Andi Babler aktiv. Ich kenne ihn schon sehr lang aus der Sozialistischen Jugend. Es war klar, dass, wenn er es schafft, wir gemeinsam versuchen werden, Dinge neu zu gestalten.
Seltenheim: Ich habe bei der Mitgliederbefragung für Hans Peter Doskozil gestimmt. Für mich war es also wirklich überraschend, als ich gefragt wurde. Da habe ich dann die Kolumbien-Reise abgebrochen.
Warum haben Sie Doskozil für den besseren Kandidaten gehalten?
Seltenheim: Das lag auch an der starken Innenansicht aus der Landespartei Niederösterreich. Und an einem Bauchgefühl, dass gewisse Dinge auch mit Doskozil hätten reüssieren können. Mittlerweile habe ich gemerkt, dass ich unterschätzt hatte, wie sehr Andi Babler Leidenschaft in der Partei und darüber hinaus erwecken kann. Das zeigen die 15.000 neuen Mitglieder.