Die Klimadebatte nimmt immer klassenkämpferische Züge an. Auch Forscher wollen
den Konsum der „Reichen“ begrenzen, um globale Emissionen in den Griff zu bekommen.
Wien. Anfang dieser Woche legten Klimaaktivisten die Südosttangente, eine der Hauptverkehrsadern der Wiener Ostregion, lahm. Neben der Öl- und Gasindustrie nahmen sie dort auch eine Gruppe ins Visier, die erst kürzlich als „Klimafeind“ entdeckt wurde: die Reichen. Ihr ressourcenintensiver Lebensstil sei für einen Großteil des Anstiegs der Emissionen verantwortlich. Wohlhabende konsumieren mehr und haben so auch einen deutlich größeren CO2-Fußabdruck als der Durchschnittsbürger. Oder wie es die Letzte Generation auf Twitter formuliert: „Die Superreichen zerstören die Zukunft unserer Kinder.“
Die Debatte über die Verantwortung einzelner Bevölkerungsgruppen für den Klimawandel kommt zusehends auch in Politik und Wissenschaft an. In einem aktuellen Beitrag in „Nature Energy“ schlagen britische Forscherinnen etwa vor, den Energiekonsum der zwanzig Prozent der größten privaten Verbraucher in den 27 EU-Ländern künstlich zu deckeln, um so die Treibhausgase zu reduzieren. Auch der Weltklimarat IPCC betont, dass 40 bis 70 Prozent des notwendigen Emissionsrückgangs bis 2050 nur über eine Senkung des Energieverbrauchs zu bewerkstelligen sein werden. Sind Energielimits für Reiche der richtige Weg dorthin?