Parteipolitische Vereinnahmung der großen Kulturbühnen rächt sich – sie mag eine schnelle Sommerschlagzeile bringen. Aber minimiert das Außergewöhnliche der Kunst.
Welch fatales Missverständnis – die großen Bühnen des Kulturbetriebs für parteipolitisches Kleingeld zu nutzen. Bundespräsident Alexander Van der Bellen tat es am Mittwoch bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele. Er geißelte die unglückliche Formulierung des „Normalen“ von Niederösterreichs Landeshauptfrau, Johanna Mikl-Leitner (VP).
Van der Bellens Reden bei den Bregenzer Festspielen sind traditionell angriffig. Angriffiger jedenfalls als die eineinhalb Wochen später bei den Salzburger Festspielen. Wir werden sehen, ob sich diese Schärfegrade auch heuer, angesichts einer schwarz-blauen Landesregierung, derart zueinander verhalten.
Doch ob mild oder scharf – tagespolitische Reden auf Bühnen sind so sinnlos wie ärgerlich. Der Kulturbetrieb wird dadurch gleich zweimal missbraucht. Bleiben wir erst bei seiner Verharmlosung. Man benutzt das „Event“, um in die Schlagzeilen zu kommen. Nutzt aber gleichermaßen das Genre, die Kultur, als Weichzeichner. Denn was passiert mit derlei Politikerreden? Sie verpuffen. Werden zwar wahrgenommen, aber nur als Posse oder als Pathos.