Er ist Aufräumer nach innen, Austeiler nach außen und Koalitionskitt bei Türkis-Grün. Wie Klubchef August Wöginger zum wohl wichtigsten Vertrauten des Bundeskanzlers wurde.
So sehr können sich die politischen Zeiten gar nicht ändern, dass ein personalpolitisches Naturgesetz seine Gültigkeit verlieren würde: Wer in einer Partei oder Regierung an der Spitze steht, braucht jemanden, der für ihn die eigenen Anliegen verhandelt, der dafür Mehrheiten beschafft – und dann trotzdem im Hintergrund bleibt, wenn die Arbeit getan ist. Jemanden, der Kanäle zur Konkurrenz offenhält, der intern aufräumt, was es aufzuräumen gibt, und öffentlich den Kopf hinhält, wenn der Chef das nicht tun will. Kurzum: eine Nummer zwei.
Werner Faymann hatte dafür Josef Ostermayer, Wolfgang Schüssel hatte Andreas Khol, Sebastian Kurz schwor auf Gernot Blümel. Bitter für die Zweier: An der Spitze der Belibtheitsrankings sind sie kaum je zu finden. Dafür spielen sie politisch Schlüsselrollen.
In der Kanzlerpartei muss man nach der Nummer zwei nicht lang suchen. „Ohne den Gust passiert bei uns nix“, hört man im ÖVP-Klub. Der „Gust“, das ist Klubchef August Wöginger. Eine Hauptrolle in der ÖVP hatte er zwar schon unter Kurz, jedoch war diese eher inhaltlich-ausführender Natur, Wöginger war weniger Architekt denn Monteur. Mit dem Aufstieg Karl Nehammers zum Regierungschef hat sich das geändert, Wöginger rückte auf in die türkise Machtzentrale.