Durch starke Markteingriffe wurde Europas viertgrößte Volkswirtschaft zum Vorreiter bei der Inflationsbekämpfung. Eine ökonomische Einordnung.
Ende Juni sorgte eine Meldung über die Grenzen der iberischen Halbinsel hinaus für Aufsehen. Als erstes Land innerhalb der Eurozone fiel die Inflation in Spanien zuletzt wieder unter die Zwei-Prozent-Marke, die die Währungshüter der EZB als Zielwert ausgerufen haben. Konkret lag die Inflation in Spanien im Juni harmonisiert bei 1,6 Prozent. Schon in den Monaten zuvor lag die Teuerungsrate in der viertgrößten Volkswirtschaft Europas deutlich unter dem Schnitt des Euroraums. Als Grund für die abschwächende Preisdynamik in Spanien nannte das Statistikamt INE den Rückgang der Preise für Treibstoff, Energie und Lebensmittel. Das hat strukturelle wie politische Gründe.
Im Mai 2022 hat Spanien gemeinsam mit Portugal als erstes europäisches Land eine Gaspreisbremse eingeführt, Preise für öffentlichen Verkehr wurden stark gesenkt, Mieten durften nur marginal angepasst werden und die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wurde temporär gestrichen. Kaum sonst wo hat eine Regierung derart stark in die Märkte eingegriffen, weshalb vor allem linke Ökonomen das sozialistisch regierte Spanien immer wieder als Vorbild nennen, wie man der Teuerung begegnen müsse.
Die aktuell niedrigen Inflationswerte als einzigen Indikator für die die Robustheit der spanischen Volkswirtschaft zu nennen, wäre aber zu kurz gefasst. Über das vergangene Jahr lag die Teuerungsrate der Iberer lange deutlich über jener Österreichs und anderer Eurostaaten (siehe Grafik). Und nun scheint Spanien auch im Abschwung der Teuerungswelle einige Monate voraus zu sein. Wie gut steht Spaniens Wirtschaft also wirklich da? Ein Blick auf die wichtigsten Kennzahlen.
