Die Wilde Möhre ist nicht nur die Urahnin der Karotte, sondern eine Zierde und eine wichtige Raupenpflanze.
Blumensträuße kann es nie genug geben, so vergänglich sie sind, doch nur die besonderen bleiben länger in Erinnerung. Unlängst stand ein solcher in einer Wasserkaraffe auf einer festlich gedeckten Tafel in einem gastfreundlichen Haus. Wie sich herausstellte, war der Hausherr selbst Blumenpflücken gewesen, nicht im wohlbestellten Garten, nicht im Rosenhain. Er war durch Wiese und Wald gestreift, von wo er zwei Zutaten mitgebracht und zu einem anmutigen Bukett arrangiert hatte: Farnwedel sowie die Blüten einer Pflanze, die von den Briten Queen Anne’s Lace genannt wird und nichts anderes ist als die Wilde Möhre, Daucus carota.
Derzeit steht die Wiesenpflanze in voller Blüte, oft in großer Menge, und es zahlt sich aus, innezuhalten und ihre Tellerblüten zu betrachten. Die Blüten und ihre winzigen Blättchen sind zu wundervollen Geometrien angeordnet, schaumig schön wie Spitze, und die weißen Dolden bilden in der Folge bizarre kugelig-schalenartige Samenstände aus, die ebenso faszinierend sind. Die bis über einen Meter hohe prächtige Wilde Möhre ist nichts anderes als eine Urahnin unserer Karotten. Als Doldengewächs schmeckt sie jedoch vor allem den Raupen diverser Schmetterlinge, wie etwa jenen des Schwalbenschwanzes, der sie als Kinderstube allen anderen Pflanzen bevorzugt.
Eigenartigerweise befindet sich oft eine einzelne schwarze Blüte in der Mitte der Dolden, die jedoch steril ist. Es gibt eine in England verbreitete Form der Wilden Möhre, die in zartem Lila blüht und über Samen vermehrt wird. Bisher ist es mir allerdings noch nicht gelungen, sie sesshaft werden zu lassen. Die Pflanze ist zweijährig und stirbt nach der Blüte normalerweise ab. Zumindest die weiße Form streut sich mächtig aus und macht nicht nur auf der Wiese und auf dem Feldrain gute Figur. Die Pflanze ist zudem genügsam, wurzelt tief und trotzt jeder Dürrephase.