Rezessionssorgen

Robert Habeck und die Angst vorm Untergang

Der grüne Wirtschaftsminister, Robert Habeck, bei seiner Sommertour zu deutschen Industriebetrieben.
Der grüne Wirtschaftsminister, Robert Habeck, bei seiner Sommertour zu deutschen Industriebetrieben.Sebastian Kahnert
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In Deutschland geht das Gespenst der Deindustrialisierung um. Der grüne Wirtschaftsminister muss nach einem Jahr im Krisenmodus zeigen, dass er sich nicht nur um den Klimaschutz sorgt. Die Jahre, in denen für alles Geld da zu sein schien, sind allerdings vorbei.

Wer erfahren will, womit sich deutsche Industrielle herumschlagen, kann Carletta Heinz zuhören. Sie ist 39, kommt aus einer kleinen Stadt in Bayern. Seit 401 Jahren schmilzt ihre Familie Glas, erzählt sie, sie ist die 13. Generation. Heinz-Glas, so heißt der Betrieb, ist Weltspitze, wenn es um Glasfläschchen geht: L‘Oréal, Estée Lauder, Hugo Boss, Calvin Klein, sie alle werden von Heinz-Glas beliefert.

Carletta Heinz hat ein Problem. Eine Glasschmelzwanne in einer Fabrik in Thüringen macht es nicht mehr lang. Die neue soll elektrisch betrieben werden, nicht mehr mit Gas. So stößt der Betrieb weniger Treibhausgase aus – nur kostet die Wanne auch das Dreifache. Also hätte Carletta Heinz gern Geld vom Staat, es gibt auch ein Förderprogramm. Nur hat das drei Stufen, mehrere Behörden müssen den Antrag bearbeiten, am Ende würde ein Jahr verstreichen, bevor sie weiß, ob sie das Geld bekommt. Dann dauert es nochmal fast ein Jahr, bis die Glasschmelzwanne geliefert wird. „Die Zeit können wir nicht überbrücken“, sagt Heinz, die an der deutschen Bürokratie verzweifelt. „Ich weiß nicht, wie ich die Arbeitskräfte im Unternehmen halten soll.“

Der Mann, der daran etwas ändern soll, sitzt vor ihr im Publikum. Er heißt Robert Habeck, 53, ist der deutsche Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz. Seine Kritiker werfen ihm vor, er setze die Priorität anders herum, Klimaschutz vor Wirtschaft. Der Grüne hört aufmerksam zu. Dann ist er an der Reihe, steht auf, geht auf die Bühne.


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