Neuvorstellung

Mercedes E-Klasse in sechster Generation: Ein Lächeln für die Selfie-Kamera

Mild hybridisiert, mild im Verbrauch: E 220 d 4MATIC mit mühelos um die fünfeinhalb Liter Verbrauch auf 100 km.
Mild hybridisiert, mild im Verbrauch: E 220 d 4MATIC mit mühelos um die fünfeinhalb Liter Verbrauch auf 100 km. André Tillmann
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Die neue E-Klasse soll Mercedes‘ letzte deklarierte Verbrenner-Generation sein. Das bedeutet, dass sie vielleicht noch sehr lange im Spiel bleiben wird. Eine erste Ausfahrt.

Seit 30 Jahren ist bei Mercedes die Bezeichnung E-Klasse auf der Welt, die Tradition der Baureihe, die gehobene Mittelklasse, reicht freilich noch Jahrzehnte weiter zurück; wenn man will, bis zu den Anfängen der Marke. Heute sieht sich Mercedes ja ganz im Luxussegment zu Hause, unterteilt in Entry, Core und Top-End, wie es heißt, wobei die E-Klasse (zusammen mit C-Klasse und den entsprechenden SUVs mit dem GLC als weltweit bestverkauftem Modell) den Markenkern ausmacht.

Auch dort ist nun ein Spagat zu schaffen beziehungsweise eine Brücke zu schlagen zwischen dem, wo man steht (verkauft werden aktuell zu 90 Prozent Verbrennermodelle inklusive Plug-ins), und dem, wo man hinwill (rein elektrisch), und ebenso betrifft dies das digitale Erlebnis, das in der Gesamtwahrnehmung bald die dominierende Rolle spielen soll.

Letzte Verbrennerplattform

Der sechsten Auflage der Baureihe wurden schon Titel wie „Letzte Generation“ mitgegeben, weil es sich hierbei laut Mercedes um die letzte Verbrennerplattform handelt, die neu auf den Markt kommt. Auf diesem muss sie sich unter Umständen eine ganze Weile halten; von einem Verbrenner-Aus ebendort hat sich Mercedes inzwischen verabschiedet („Der Kunde ent­scheidet“).

Einstweilen kann man sich zwischen Benziner, Diesel und Plug-in-Benziner entscheiden, die weitere Verästelung betrifft Allrad und zwei Leistungsstufen (die Besonderheit eines Diesel-Plug-in und ein Sechszylinderbenziner folgen später). Das ist technisch schön übersichtlich, weil straff gehalten: Auf jeden Fall ist ein Zweiliter-Vierzylinder an Bord, mit milder oder tatkräftiger Elektro-Unterstützung; als (Einstiegs-)Benziner E200 mit 204 PS, als Diesel mit 197 PS und 4Matic-, sprich Allrad-Option. In vielen Märkten (wie Österreich) sind Plug-ins ein klarer Business Case, so dürfte sich das Interesse auf die Varianten E300 e (wahlweise mit 4Matic) und E400 e 4Matic konzentrieren (bevor die diesbezügliche Dieselvariante ins Spiel kommt).

Kofferraum geschrumpft

Warum auch nicht, ohne Reichweitensorge eines Voll-Elektrikers lassen sich dank 25-kWh-Akku Strecken von um die 100 km rein elektrisch zurücklegen. Wer brav lädt, kann traumhafte Verbrauchswerte realisieren. Kaum eine Erwähnung sind die Übergänge im Kraftfluss wert, denn sie sind so gut wie nicht spürbar. Augenfällig hingegen die Einbußen beim Stauraum, denn mit Batterie darunter schwindet das Kofferraumvolumen von opulenten 540 auf golfmäßige 370 Liter. Weniger spürbar, aber vorhanden das Zusatzgewicht von gut 400 Kilogramm.

Anders als bei der bayrischen Konkurrenz ist Sportlichkeit nicht das Kernthema, mehr der Komfort und die artgerechte, ergo mühelose und unaufgeregte Herstellung der Reisegeschwindigkeit. Umstandsloses Manövrieren des Fünfmeterschiffs erlaubt die empfehlenswerte optionale Hinterachslenkung. Erwähnten wir schon die zwei Zentimeter mehr Radstand, mithin mehr Platz im Innenraum? Das digitale Pendant dieses Komfortgewinns ist der „Superscreen“, der auch dem Beifahrer ein Display vorsetzt.

Dem Wellness-Charakter zugeordnet sind immer mehr Funktionen des autonomen Fahrens, so gehören automatische Überholvorgänge und das selbsttätige Temporeduzieren und Abbiegen zur Autobahnabfahrt (je nach Markt und Ausstattung) zum Programm. Was Mercedes digitales Erlebnis nennt, soll schnöde maschinenbauliche Belange zunehmend aus der Wahrnehmung drängen, auch wenn TikTok-Gedaddel und Zoom-Sessions einstweilen nur im Stillstand möglich sind. Die entsprechenden Apps sind im System hinterlegt, eine eingebaute Selfie-Kamera über dem zentralen Display ermächtigt zur visuellen Interaktion. Apropos: Ausgedehnte Reisen in die Tiefen des Bordmenüs, auf der Suche nach dieser oder jener Funktion, verlegt man am besten gleich auf die akustische Ebene. Der MBUX-Sprachassistent kommt beim Verstehen der Wünsche auf eine hohe Trefferquote und lässt sich auch Routinen ansagen („Bei unter zehn Grad Sitz- und Lenkradheizung aktivieren!“), demgegenüber sieht man sich zuweilen bei der simplen Senderwahl auf verlorenem Posten, weil die Überfrachtung des Lenkrads mit seiner unübersichtlichen Drück- und Slide-Steuerung leider nicht adressiert wurde.

Länge läuft, wie man gern sagt: Die E-Klasse ist ein Fünfmeterschiff geworden.
Länge läuft, wie man gern sagt: Die E-Klasse ist ein Fünfmeterschiff geworden. Werk
Nettes Detail: In den Heckleuchten glimmen LED-Sterne.  Weniger schön: Bei den PHEV-Varianten schrumpft der Kofferraum (wegen der Batterie darunter) von 540 auf 370 Liter, von opulent auf Golf-Größe.
Nettes Detail: In den Heckleuchten glimmen LED-Sterne. Weniger schön: Bei den PHEV-Varianten schrumpft der Kofferraum (wegen der Batterie darunter) von 540 auf 370 Liter, von opulent auf Golf-Größe.Werk
Die internationale Präsentation der neuen Generation fand in Wien statt. Warum nicht: Österreich spielt in der Markengeschichte eine wichtige Rolle.
Die internationale Präsentation der neuen Generation fand in Wien statt. Warum nicht: Österreich spielt in der Markengeschichte eine wichtige Rolle. André Tillmann
Hier sehen wir schon die Variante 450, also mit Sechszylinder-Benziner. Die folgt allerdings erst später den beschriebenen Benziner-, Diesel- und PHEV-Versionen.
Hier sehen wir schon die Variante 450, also mit Sechszylinder-Benziner. Die folgt allerdings erst später den beschriebenen Benziner-, Diesel- und PHEV-Versionen. Werk
Superscreen nennt Mercedes diese Option, bei der auch der Beifahrer über ein Display verfügen darf. Geht noch größer: als „Hyperscreen“ im elektrischen EQS.
Superscreen nennt Mercedes diese Option, bei der auch der Beifahrer über ein Display verfügen darf. Geht noch größer: als „Hyperscreen“ im elektrischen EQS. Werk
Bitte lächeln: Selfie-Kamera an Bord, dazu sind etwa TikTok und Zoom für den Gebrauch im Stillstand hinterlegt. Viel Platz durch zwei cm mehr Radstand.
Bitte lächeln: Selfie-Kamera an Bord, dazu sind etwa TikTok und Zoom für den Gebrauch im Stillstand hinterlegt. Viel Platz durch zwei cm mehr Radstand. Werk
Die zwei Zentimeter mehr Radstand schlagen sich direkt auf das Platzangebot im Innenraum um.
Die zwei Zentimeter mehr Radstand schlagen sich direkt auf das Platzangebot im Innenraum um. Werk
Hier naturgemäß nicht zu sehen: Optional kann man den Kühlergrill beleuchten. Als eines der Gimmicks, die für den chinesischen Markt so wichtig sind.
Hier naturgemäß nicht zu sehen: Optional kann man den Kühlergrill beleuchten. Als eines der Gimmicks, die für den chinesischen Markt so wichtig sind. Werk
Vor Wiener Skyline: E-Klasse in der Generation Nummer sechs. Was noch fehlt: die Preise. Mercedes hat in Österreich noch keine Listenpreise publiziert.
Vor Wiener Skyline: E-Klasse in der Generation Nummer sechs. Was noch fehlt: die Preise. Mercedes hat in Österreich noch keine Listenpreise publiziert. Werk
Diesel lebt: Mercedes E 220 d 4Matic mit 197 PS und leicht realisierbaren fünfeinhalb Litern Verbrauch auf 100 km.
Diesel lebt: Mercedes E 220 d 4Matic mit 197 PS und leicht realisierbaren fünfeinhalb Litern Verbrauch auf 100 km. Werk

Mercedes E-Klasse

Maße: L/B/H: 4949/1880/1468 mm. Radstand: 2961 mm. Leergewicht: 1825 (E200) bis 2265 kg (E400 e 4Matic). Kofferraum: 370 (Plug-in-Hybrid) bis 540 Liter (E200, E220d).
Antrieb: R4-Zylinder. E200: 1999 cm3, max. 150 kW (204 PS), 320 Nm. E220d: 1993 cm3, max. 145 kW (197 PS), 440 Nm. Beide: 205 Nm E-Boost. 9-Gg.-Automatik, Heck- oder Allradantrieb.
Preise: noch nicht veröffentlicht.


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