T-Mobile will Orange-Kauf „so weit es geht“ bekämpfen

(c) Die Presse Clemens Fabry
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T-Mobile-Boss Andreas Bierwirth vermutet, dass der Druck auf die Behörden bei der Prüfung der Übernahme zu groß war. Deshalb sei der deutsche Anbieter mit seinen Einwänden nicht durchgekommen.

Wien. Für T-Mobile Austria ist die Übernahme von Orange durch Hutchison („3“) noch nicht ganz gelaufen. Mit der Beschwerde – konkret dem Wunsch nach aufschiebender Wirkung – ist T-Mobile Austria zwar im Jänner beim Verwaltungsgerichtshof (VwGH) gescheitert. Die Nummer zwei des heimischen Handymarkts gibt aber nicht auf.

„Wir sind nur in Bezug auf die einstweilige Verfügung abgeblitzt, aber noch nicht grundsätzlich“, sagt T-Mobile-Austria-Chef Andreas Bierwirth im Gespräch mit der „Presse“. Deshalb soll der VwGH weiter prüfen – das könnte zwei bis drei Jahre dauern. „Dann muss man schauen, wie in Österreich entschieden wird und ob das Verfahren an die EU weiterdelegiert wird.“ Ob die Beschwerde an den EuGH weitergereicht wird, muss der VwGH entscheiden.

„Wir wollen den Merger nicht verhindern, sondern nur zeigen, dass das so mit uns nicht geht“, stellt Bierwirth fest. T-Mobile fühlt sich ungerecht behandelt – das wolle man „so weit es geht“ bekämpfen.

Bierwirth vermutet, dass der Deal nicht ausreichend geprüft wurde. Durch die eigentlich schon für Herbst 2012 geplante Auktion der Funkfrequenzen seien die Entscheidungsträger unter großem Druck gestanden, die Übernahme rasch über die Bühne zu bringen. „Deshalb sind wohl gewisse Dinge nicht in der Sorgfalt geprüft worden, wie man das zum Beispiel bei dem Merger von Telering und T-Mobile geprüft hat“, sagt Bierwirth. Für ein Gutachten, das bei der Telering-Prüfung in vier Wochen erstellt wurde, hätte man bei Orange/„3“ nur zwei Tage gebraucht. „Wie kann es sein, dass unsere Einwände, gerade in Bezug auf die Auflagen, nicht gehört worden sind?“, fragt Bierwirth, der im Vorjahr von der AUA zu T-Mobile wechselte.

Teure Frequenzen

Weil die Übernahme von Orange von den EU-Wettbewerbshütern, der Bundeswettbewerbsbehörde und dem Kartellgericht fast zehn Monate geprüft worden ist (die Behörden gaben im Dezember grünes Licht), musste die Frequenzauktion um ein Jahr verschoben werden. Dabei wird nicht nur die Digitale Dividende versteigert – jenes Frequenzband, das durch die Digitalisierung des Fernsehens frei geworden ist –, sondern alle bestehenden Frequenzen. Die Mobilfunker müssen zugreifen – die Frequenzen bilden ihre Geschäftsgrundlage. Österreich ist mit der Vergabe der für den Ausbau der nächsten Mobilfunkgeneration LTE wichtigen Frequenzen spät dran. Für T-Mobile ist die Ausgangslage nicht gut, man müsse mit der Situation leben. „Sie hätte besser sein können“, meint Bierwirth.

Bierwirth fürchtet mit Blick auf jene Länder, in denen die Frequenzen schon vergeben worden sind, dass die Auktion zu hohe Belastungen bringen könnte. In den Niederlanden brachte die Auktion dem Staat 3,8 Mrd. Euro – mehr als doppelt so viel wie erwartet. Die niederländische T-Mobile zahlte mit 910 Mio. Euro den Löwenanteil. Der Ausbau der LTE-Netze koste weitere Milliarden.

Diese Belastungen kämen auch auf die österreichischen Anbieter zu. Was angesichts des durch den Preiskampf verursachten Umsatz- und Gewinnverfalls doppelt schwierig sei. Bierwirth erwartet für heuer einen weiteren Umsatzverfall. Erst 2015 soll der Umsatz wieder wachsen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2013)

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