"Alijew würde sich auch einem Mordprozess stellen"

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Der Ex-Botschafter Kasachstans in Österreich steht unter Mord- und Geldwäscheverdacht. Seine Verteidigung verspricht volle Kooperation.

WIEN. Nach dem „Presse"-Exklusivbericht über den vom Oberlandesgericht Wien untermauerten Geldwäschereiverdacht gegen den Ex-Botschafter Kasachstans in Österreich, Rakhat Shoraz (vormals Alijew) geht die Verteidigung in die Offensive: Shoraz - gegen ihn wird auch wegen Mordes ermittelt - sei „bereit, sich allem zu stellen", so Anwalt Manfred Ainedter. Auf die „Presse"-Frage, ob sich der auf Malta befindliche Exdiplomat auch einem Mordprozess in Wien stellen würde, hieß es: „Selbstverständlich." Ob es je zu einer solchen Verhandlung kommen wird, bleibt abzuwarten. Derzeit befindet sich der Fall noch im Ermittlungsstadium. Shoraz ist jedenfalls trotz der gegen ihn laufenden Mordermittlung auf freiem Fuß. Es liegt zwar Tatverdacht vor, dieser wird aber von der Anklage als nicht "dringend" eingestuft.

Shoraz wird beschuldigt, Mafiageld (Verdacht: "Kriminelle Organisation") in die Errichtung des Medienzentrums „Media Quarter Marx" (MQM) eingebracht zu haben. Das MQM wurde auf den Gründen des ehemaligen Schlachthofes St. Marx errichtet. Zuletzt ist spekuliert worden, dass sich der ORF auf demselben Entwicklungsareal (auf einem Nachbargrundstück der Wiener Stadtentwicklungsgesellschaft) ansiedeln könnte. Die Option dafür besteht noch bis Ende 2013.

Abgesehen von den Geldwäscherei-Vorwürfen steht Shoraz eben auch unter Verdacht, an der Ermordung zweier kasachischer Banker beteiligt gewesen zu sein. Er selber bestreitet sämtliche Vorwürfe. Den Umstand, dass sich Shoraz - er ist der in Ungnade gefallene, frühere Schwiegersohn des kasachischen Präsidenten Nursultan Nasarbajew - nicht mehr in Wien, sondern auf Malta aufhält, kommentiert Ainedter so: „Er wohnt dort, er versteckt sich nicht."

Weder die Mord- noch die Geldwäschereivorwürfe würden halten, ist auch der ebenfalls von Shoraz engagierte Anwalt Otto Dietrich überzeugt. Jene Treuhandkonstruktionen, die unter anderem dem Investment in das Medienzentrum im Jahre 2007 zugrunde liegen, seien überdies schon Jahre zuvor errichtet worden. In Folge dieser Konstruktionen geriet nun auch der Wiener Anwalt L. ins Visier der Ermittler. Auch er weist alle Vorwürfe zurück.

Kurios: Ein seit Oktober fertiger und teilweise auch schon damals veröffentlicher Bericht der Wirtschaftsprüfkanzlei „Consultatio", den die Stadt Wien zur Analyse der Gesellschaftsstrukturen bei der Errichtung des MQM in Auftrag gegeben hatte, ist noch immer nicht bezahlt. Wie viel Steuergeld fließen wird, ist nicht klar. Seitens der Stadt heißt es, über den Preis würde noch "verhandelt". „Consultatio"-Geschäftsführer Gerhard Pichler meint diplomatisch: „Es ist noch kein einziger Euro geflossen. Wir wollen Einigkeit bezüglich der Kosten herbeiführen."

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16. Februar 2013)

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