FMA-Zeuge: "Wanovits verschwieg Vorteil durch Telekom"

THEMENBILD : 'TELEKOM AUSTRIA'
THEMENBILD : 'TELEKOM AUSTRIA'APA/HERBERT PFARRHOFER
  • Drucken

Der Anwalt des Brokers wirft der Aufsichtsbehörde eine Verletzung der Überprüfungspflichten vor und ortet "rechtswidrigen Angriff" auf die TA-Aktie

Am heutigen sechsten Tag des Telekom-Prozesses rund um die Kursaffäre und Korruption gehen die Zeugenbefragungen weiter. Als erster Zeuge wurde ein früherer Mitarbeiter der Finanzmarktaufsicht (FMA) befragt, der den auffälligen Kurssprung der Telekom-Aktie am 26. Februar 2004 untersuchte.

"Hätte ich das damals gewusst, dass Wanovits ein Vorteil von der Telekom versprochen wurde, wäre meine Empfehlung gewesen, das der Staatsanwaltschaft weiterzuleiten", sagte der Zeuge. Wanovits hatte das damals aber nicht gesagt. Wanovits hatte quasi in der letzten Minute mit einer großen Kauforder von 1,2 Millionen Aktien den Telekom-Kurs auf 11,73 Euro gehoben und damit den Kurs in der für das Manager-Prämienprogramm relevanten Beobachtungsperiode über die entscheidende Schwelle von 11,70 Euro gebracht.

Wanovits glaubte, Stillhalter sei in Bedrängnis

Einen Zusammenhang zwischen dem Verhalten von Wanovits und der Telekom habe er nicht feststellen können. "Wanovits sagte, er handelt völlig auf eigene Rechnung". In einem Telefonprotokoll, das die deutsche Aufsicht Bafin lieferte, über ein Gespräch zwischen der Euro Invest und der Maple Bank sei einmal von einem "Kunden" die Rede gewesen. "Das hat Wanovits abgestritten".

Die Telekom hatte zur Absicherung des Manager-Optionsprogramms seit 2000 eine Option bei Merril Lynch gehabt, sie konnte sich dort mit Aktien zum Kurs von 9 Euro (Ausgabekurs, Anm.) eindecken. Die Telekom hat diese Option schon am 20. Februar gezogen und darüber eine Ad-hoc-Meldung veröffentlicht.

FMAZeuge Wanovits verschwieg Vorteil
FMAZeuge Wanovits verschwieg Vorteil(c) APA

Wanovits habe ihm sein Handelsverhalten so erklärt, dass der Broker glaubte, dass der Stillhalter der Option in Bedrängnis komme, weil er die Stücke nicht habe. Davon wollte er, Wanovits, als Broker profitieren und er wollte daher am 26. Februar den Schlusskurs so fixieren, dass das Optionsprogramm auszuüben sei, der Stillhalter sich dann eindecken müsse und der Kurs dann steige. Diese Erklärung von Wanovits sei aber nicht schlüssig gewesen, denn die Telekom hatte die Option ja bereits am 20. Februar gezogen, so der FMA-Zeuge. Unabhängig vom Schlagendwerden des Optionsprogramms musste Merril Lynch also die Aktien liefern. Als zweiten Grund habe Wanovits genannt, dass die Telekom in einem Index höher gewichtet werde und er auch deswegen eine Kurssteigerung erwartet habe. Das sei Wanovits aber erst ganz zum Schluss noch eingefallen.

Anwalt: "Rechtswidiriger Angriff" auf Kurs

Laut Wanovits-Anwalt Manfred Ketzer wurde in diesen Tagen ein "rechtswidriger Angriff" auf den Kurs der Telekom-Aktie unternommen. Dies versuchte er mit Orders der Deutschen Bank zu untermauern. Die FMA sei ihren Überprüfungspflichten damals nicht vollständig nachgekommen, fuhr der Anwalt schwere Geschütze gegen die Aufseher auf. Der Telekom-Vorstand habe - "zur Abwehr eines drohenden Schadens" - handeln müssen, versuchte der Verteidiger die ganze Aktion zu rechtfertigen.

Richter Michael Tolstiuk befragte daraufhin alle Angeklagten, ob sie damals je daran dachten, die FMA von diesen Überlegungen zu informieren und den angeblichen "rechtswidrigen Angriff" anzuzeigen. Dies wurde von den angeklagten Ex-Telekom-Managern verneint. Wanovits sagte: "Ich bin davon ausgegangen, dass der Vorstand einer börsenotierten AG zur Abwehr Aktien kaufen darf".

Hochegger wollte Zahlung an Wanovits-Firma

Der zweite Zeuge, er war von 2000 bis 2009 Geschäftsführer der Agentur Hochegger Financial, sagte aus, damals sei ein Eintritt der Hochegger Financial auf den osteuropäischen Beratermarkt besprochen worden. Als Kosten für eine Studie über die Risiken seien mit Hochegger 125.000 Euro vereinbart worden. Die Studie sollte aus Hocheggers Bereich kommen und sei auch erstellt worden. Hochegger habe ihn dann aber angewiesen, das Geld an ein Unternehmen zu zahlen. "Er hat mich angewiesen, das sei schuldbefreiend zu zahlen." Die Studie sei nur einmal bezahlt worden.

Vom Zusammenhang mit der Telekom-Kursaffäre habe er nichts gewusst. Hochegger habe öfters direkte Anweisungen gegeben. Auch die Buchhaltung sei über die Agentur Hochegger gemacht worden, so der Zeuge.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Telekom-Aktienaffäre: Drei Schuldsprüche, ein Freispruch

Die Ex-Telekom-Manager Stefano Colombo, Rudolf Fischer und Josef Trimmel wurden zu Haftstrafen verurteilt. Ex-Generaldirektor Heinz Sundt ging frei.
TelekomProzess Heute soll Urteil
Österreich

Ex-Telekom-Vorstand Fischer: "Es tut mir leid"

Auch ihm sei vieles verschwiegen worden, sagt der Angeklagte Rudolf Fischer im Prozess um die Kursmanipulation. Heute sollen die Urteile fallen. Den Angeklagten drohen 10 Jahre Haft.
TELEKOM-PROZESS: SCHIESZLER
Österreich

Schieszlers "Shit list" belastet Telekom-Vorstand

Auch die Überzeugungsarbeit bei einem Ex-Telekom-Prokuristen mit "einigen Flaschen Wein" war in den handschriftlichen Aufzeichnungen dokumentiert.
(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
Telekom-Prozess

Worum es geht

Österreich

Telekom-Prozess: Zeuge fehlte, Feilschen um Prämienrückzahlung

Die Urteilsverkündung platzte. Das Gericht will noch einen Zeugen hören. Die Ex-Vorstände zahlten ihre Aktienprämien nicht zurück.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.