Auch die Überzeugungsarbeit bei einem Ex-Telekom-Prokuristen mit "einigen Flaschen Wein" war in den handschriftlichen Aufzeichnungen dokumentiert.
Im Telekom-Prozess wurde Freitagnachmittag aus dem "Tagebuch" von Gernot Schieszler gelesen. Schieszler strebt den Kronzeugenstatus an. Bei einer Hausdurchsuchung wurde bei ihm ein schwarzes Notizbuch gefunden, in das er handschriftlich Aufzeichnungen machte. Richter Michael Tolstiuk schloss die Öffentlichkeit teilweise aus, teilweise wurde auch vor den Journalisten und Prozessbeobachtern vorgelesen.
Schieszler hatte in seinem Tagebuch eine "Shit list" über seinen Arbeitgeber, die Telekom Austria, geführt. Der für dieses Verfahren wichtigste Eintrag: "VST treibt Kurs für Stock Options". Damit belastet Schieszler den Telekom-Vorstand. Ein weiterer diesbezüglich relevanter Eintrag befasst sich mit der Rolle des - wegen Krankheit nicht angeklagten - Ex-Telekom-Prokuristen, der mit dem angeklagten Rudolf Fischer einen Auftrag für den Lobbyisten Peter Hochegger unterzeichnete. Dieser habe lange nicht unterschreiben wollen, daher habe er, Schieszler, mit ihm "einige Flaschen Wein" trinken müssen um ihn zu "überzeugen".
Viele bekannte Namen
Weitere vorgelesene Einträge bestanden aus Namen, Geldsummen, Kürzeln und Andeutungen. Auch Walter Meischberger und PH (Peter Hochegger) kamen vor. "VST besticht Politiker" lautete ein weiterer Eintrag. In die Medien waren die meisten heute vorgelesenen Einträge bereits durchgedrungen.
Die Öffentlichkeit wurde auf Antrag von Staatsanwalt Hannes Wandl teilweise ausgeschlossen, weil schon die Erörterung der möglicherweise zu verlesenden Inhalte einen Eingriff in Schieszlers höchstpersönlichen Lebensbereich darstellen könnte. Journalisten und Kiebitze mussten eine halbe Stunde vor dem Gerichtssaal warten.
Richter Tolstiuk vertagte schließlich auf Mittwoch, 27. Februar um 10 Uhr, Saal 303 im Straflandesgericht. Dann sind die Schlussplädoyers der Angeklagten, der Schlussantrag des Staatsanwalts, Beratung und Urteil geplant. "Eigentlich wollte ich jetzt das Urteil verkünden", verabschiedete sich der Richter Freitagnachmittag.
(APA)