Die Urteilsverkündung platzte. Das Gericht will noch einen Zeugen hören. Die Ex-Vorstände zahlten ihre Aktienprämien nicht zurück.
Wien. Doch keine Urteile im Untreuestrafverfahren um die Aktienaffäre der Telekom Austria (TA): Weil Richter Michael Tolstiuk vom Straflandesgericht Wien noch einen Zeugen, einen Aktienhändler, hören will, wurde der Prozess auf Mittwoch (27. Februar) vertagt. Indessen wurden die Anträge der Verteidigung, etwa auf Zuziehung eines Gutachters aus dem Bereich des Börse- und Bankwesens, abgewiesen.
Wegen Einflussnahme auf den Kurs der Telekom-Aktie im Februar 2004 sind die ehemaligen Telekom-Vorstände Rudolf Fischer (59), Stefano Colombo (51) und Heinz Sundt (65), der Ex-Prokurist Josef Trimmel (55) und der Börsenmakler Johann Wanovits (54) angeklagt. Durch die gezielt herbeigeführte Kursbewegung nach oben waren laut einem TA-Revisor – der Mann sagte am Freitag als Zeuge aus – 96 TA-Manager (nicht 95, wie die Anklage schreibt) in den Genuss von Prämien aus einem Aktienoptionsplan gekommen. 8,9 Millionen Euro wurden insgesamt ausbezahlt.
Zudem hat Börsenmakler Wanovits laut Anklage eine millionenschwere Belohnung bekommen, weil er (auf eigenes Risiko) Aktien in großer Zahl angekauft hatte. Im Laufe der Verhandlung, Freitag war bereits der siebte Tag, hat der potenzielle Kronzeuge, Ex-TA-Vorstand Gernot Schieszler, die angeklagten ehemaligen TA-Manager belastet – mit einer Ausnahme: Sundt durfte nach der Schieszler-Aussage aufatmen.
Auch Beweisanträge der Verteidigung, die darauf abzielten, einen früheren, von dritter Seite vorgetragenen „rechtswidrigen“ Angriff auf den Aktienkurs zu untermauern, wurden abgewiesen. Denn, so hieß es: Das Gericht sehe es ohnedies als erwiesen an, dass es hier „Veränderungen“ gegeben habe. Die Verteidigung ortete nämlich „kursdrückende Maßnahmen“ seinerzeit und brachte dabei erneut die Deutsche Bank ins Spiel.
Teilgeständnis plus Überweisung
Der TA-Revisor machte indes darauf aufmerksam, dass die angeklagten Ex-Telekom-Vorstände ihre aus dem Aktienoptionsplan erhaltenen Prämien nicht zurückbezahlt haben. Lediglich Ex-Telekom-Prokurist Trimmel zahlte seine Prämie, nämlich den netto erhaltenen Vorteil von 112.350 Euro, an die Telekom zurück. Der Hauptangeklagte, Ex-Vorstand Fischer, wiederum hatte sich teilschuldig bekannt, eine 500.000-Euro-Zahlung an den Lobbyisten Peter Hochegger unterschrieben zu haben. Mit diesem Geld soll der Broker Wanovits teilweise entlohnt worden sein. Fischer zahlte der Telekom diese 500.000 Euro zurück. Nicht aber die erhaltene Prämie.
Auch Colombo und Sundt zahlten ihre Prämien bisher nicht zurück. Alle drei erhielten jeweils 392.719 Euro brutto bzw. 196.359 Euro netto. Colombo hatte angeboten, seine Prämie einer karitativen Einrichtung zu spenden. Die TA könne als börsenotierte Gesellschaft aber nicht einfach auf die Forderung verzichten, hieß es am Freitag. Sundt wiederum ließ durch seinen Anwalt Martin Nemec ausrichten, er werde dem Anspruch der Telekom gerecht werden, sollte es dazu eine zivilrechtliche Verpflichtung geben.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.02.2013)