Mario Stecher: Ein Stich zu viel ins nordische Herz

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Die Skifirma Fischer zieht nach Mario Stechers herber Kritik die Konsequenzen und beendet die Zusammenarbeit mit dem Kombinations-Vizeweltmeister.

Lago di Tesero. „Das waren bedauerliche Aussagen. Diese Form von Negativwerbung kann die Firma Fischer nicht gebrauchen. Wir sind alle sehr enttäuscht von Mario Stecher und ziehen daraus folgende Konsequenz: Er darf bis Samstag unser Material behalten, aber danach ist die Zusammenarbeit mit ihm beendet! Ich will nicht, dass der Name Mario Stecher weiter mit der Firma Fischer in Verbindung gebracht wird.“ Fischers Rennsportchef Gerhard Urain war selbst Langläufer. Er kennt das System und hat selbst auch nicht immer das beste Material unter den Beinen gehabt. Kritik sei in jeder Form wünschens-, nein sogar erstrebenswert, sagt er. Nur eben nicht öffentlich und schon gar nicht bei einer nordischen WM sowie in dieser Form.

Daher blieb dem Chef der Rennsportabteilung Fischer keine andere Wahl. Er musste Mario Stecher feuern, und es glich auch einer Abrechnung. Urain, 40, bebte vor Zorn und gab die Trennung live im ORF bekannt.

Was aber war passiert, dass die seit 2008 bestehende Partnerschaft so jäh zerbrach? Noch dazu, nachdem Stecher im Einzel WM-Silber und 2010 Olympiagold gewonnen hatte. 2011 wurde er in Oslo sogar Doppelweltmeister. Der 35-Jährige war nach der Staffel hart mit dem Ausrüster ins Gericht gegangen. Kombinierer bekämen „nicht das beste Material“, der in Ried im Innkreis ansässige Konzern habe „Langläufer lieber. Es ist Fischer wichtiger, dass Herr Northug die besten Skier bekommt, nicht irgendeine Nummer . . .“

Der Norweger jedenfalls bestätigte Stechers Attacke prompt – auf seine Art und Weise. Im Bewerb über 15 Kilometer Skating spielte Petter Northug am Mittwoch erstmals seine Stärken so richtig aus bei dieser WM. Es war freilich nicht der „Extramotivation“ durch Stecher, sondern dem Abheilen der Verkühlung zu verdanken. Er gewann sein insgesamt zehntes WM-Gold in 34:37,1 Minuten. Zweiter wurde der Schwede Johan Olsson, übrigens ebenfalls ein Fischer-Schützling. Erst auf Platz drei landete mit Tord Asle Gjerdalen ein Atomic-Läufer. Johannes Dürr wurde mit 3:12,2 Minuten Rückstand 43. Über sein Equipment, es ist die Marke, die Stecher so kritisiert hat, verlor der Niederösterreicher kein schlechtes Wort.

Eine gezielte Aktion?

Gerhard Urain traute seinen Ohren nicht. Stecher hatte in der Vergangenheit mehrmals sanft Kritik geübt oder Skier in der ersten Emotion in den Schnee geworfen. Aber dieser Angriff brachte beim Ausrüster von 550 nordischen Athleten das Fass zum Überlaufen. Seit sieben Jahren sei Urain nun bereits Rennsport-Chef, so etwas aber sei ihm noch nie untergekommen. Zumal seine Firma noch vor der WM zehn Paar Ski geliefert und Stecher in Lago di Tesero sogar noch einmal vier Paar übergeben habe, sagt Urain. „Und: Die Rückmeldungen der Serviceleute hier im Fleimstal waren gut.“

Stechers Verdienste hin, seine Erfolge her, alle involvierten Personen in der Firma waren sich einig. Mit einem schlechten Ski werde man nicht Zweiter. „Mario Stecher hat großes Glück, dass wir sehr gute Beziehungen pflegen mit dem ÖSV“, wiederholte Urain. „Nur deshalb darf es das Material bis Samstag behalten.“

Von Verbandsseite gab es keinen Kommentar. Stecher erklärte jedoch, dass er diese Konsequenz durchaus erwartet habe. Ob er sie auch bewusst, also gezielt ausgelöst hat – er soll einen „Plan B“ in petto haben – beantwortete er nicht. „Ich bin froh, dass ich diese WM fertig laufen kann.“ Urain sicherte ihm für das heutige Einzel volle Unterstützung zu. Aber Fischers Entscheidung ist unwiderruflich. Selbst WM-Gold könnte daran nicht mehr rütteln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2013)

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