Apotheker: Fast jede dritte Apotheke schreibt Verlust

Clemens Fabry
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Österreichs Apotheker kritisieren, dass Krankenkassen sich auf ihre Kosten sanieren würden. Zugleich müsse man immer mehr Leistungen übernehmen.

Die österreichischen Apotheker sehen sich durch die Einsparungsbemühungen der Krankenkassen finanziell immer mehr in die Ecke gedrängt. Einerseits würden sie immer mehr Leistungen übernehmen, andererseits stagniere das Geschäft mit den Krankenkassen, beklagte der Vizepräsident des Österreichischen Apothekerverbandes, Thomas Veitschegger, am Freitag bei einer Pressekonferenz. 29 Prozent der Apotheken würden in der Verlustzone arbeiten.

Die Kürzungen bei den Arzneimittelausgaben hätten ihre Spuren hinterlassen, sagte Veitschegger. Der Kassenumsatz, der mit Arzneimitteln auf Kassenrezepten erzielt wird und der 70 Prozent des Gesamtumsatzes einer Apotheke ausmache, sei im vergangenen Jahr nur um 2,6 Prozent auf insgesamt 2,31 Milliarden Euro gestiegen. "Bei einer Jahresinflation von 2,4 Prozent kommt das einer Stagnation gleich", sagte Veitschegger. 2011 habe das Umsatzplus nur 2,2 Prozent betragen, 2010 gar nur 0,8 Prozent.

Kassenspannen gesunken

Besonders schmerzhaft seien für die Apotheken die sinkenden Kassenspannen, sie seit 2007 von 19,48 Prozent auf 17,49 Prozent gefallen seien. Die Preisspanne der Apotheken betrage rund 24 Prozent. "Der Durchschnitt im Einzelhandel liegt derzeit bei 34 Prozent." Gleichzeitig hätten die Krankenkassen im letzten Jahr 138 Millionen Euro Überschuss erwirtschaftet, sagte Veitschegger, "die Schulden sind fast gänzlich getilgt".

Obwohl nach Darstellung des Apothekerverbandes fast jede dritte Apotheke ein Verlustgeschäft macht und 15 Prozent sogar in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten sind, sind Insolvenzen in der Branche "ganz, ganz selten", so Sven Abart, Direktor des Apothekerverbandes. Zur Pleite komme es meist nicht, weil schon vorher "innerhalb des Berufsstandes Auffangmaßnahmen gesetzt werden. Das heißt, es wird diese Apotheke von einer anderen übernommen, das ist der Regelfall."

"Neue Dienstleistungen vergüten"

"Daher ein Appell an die Gesundheitspolitik: Keine weitere Reduktion der Kassenspannen mehr, dafür aber eine Vergütung der neu hinzugekommenen Dienstleistungen wie eMedikation und Disease Management", forderte der Präsident des Apothekerverbandes, Christian Müller-Uri.

(APA)

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