Todesstrafe für Islamisten entzweit Bangladesch

BANGLADESH POLITICS VIOLENCE
BANGLADESH POLITICS VIOLENCEEPA
  • Drucken

In Bangladesh gab es erneut Tote bei gewalttätigen Protesten nach dem Urteil des Kriegsverbrechertribunals.

Bangkok/Dhaka/Zas. Bei gewalttätigen Protesten in Bangladesch hat es am Freitag erneut Tote und Verletzte gegeben. In mehreren Landesteilen lieferten sich Anhänger der islamistischen Jamaat-e-Islami-Partei (JI) Straßenschlachten mit Sicherheitskräften. In mindestens einem Fall gingen JI-Anhänger und Unterstützer der Regierung aufeinander los. Dabei wurde ein Mensch getötet. Die Regierung hat, nachdem es bereits am Donnerstag schwere Ausschreitungen gegeben hatte, im ganzen Land die Sicherheitsvorkehrungen in der Nähe von Moscheen erhöht. Am Donnerstag waren mehr als 30 Menschen getötet worden.

Der Auslöser der Proteste war das Todesurteil gegen den führenden Islamisten Delwar Hossain Sayeedi am Donnerstag. Ausgesprochen hat es das Kriegsverbrechertribunal in Dhaka, das sich mit den Ereignissen während des blutigen Unabhängigkeitskrieges 1971 befasst, Kritikern zufolge jedoch internationalen Standards nicht gerecht wird.

Sayeedi, heute 73 Jahre alt, soll 1971 unter anderem an Massenmorden, Folter und Vergewaltigungen beteiligt gewesen sein und Hindus zwangsweise zum Islam konvertiert haben. Damals kämpften bengalische Separatisten für die Loslösung von Pakistan, zu dem das Land damals gehörte. Der Krieg dauerte neun Monate und forderte Schätzungen zufolge zwischen 500.000 und drei Millionen Tote. Pakistans Soldaten sind damals mit großer Brutalität gegen vermutete Separatisten vorgegangen. Unterstützt wurden sie von Anhängern der religiösen Jamaat-e-Islami-Partei, deren Vize-Präsident Sayeedi ist.

Als das Urteil am Donnerstag bekannt geworden ist sind die Gegner Sayeedis in Jubel ausgebrochen. Tausende von Demonstranten protestieren seit Wochen auf dem zentralen Shahbag-Platz in Dhaka. Die Demonstranten, viele von ihnen Studenten, fordern, dass alle zwölf von dem Tribunal Angeklagten zum Tode verurteilt werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.