Nadelstiche vor der Kirche

Eine große Eskalation rund um die Votivkirche steht nicht an – aber dafür viele kleine.

Sie haben einiges erreicht, jene Aslywerber, die seit 18. Dezember in der Votivkirche ausharren, um für Änderungen im österreichischen Asylwesen zu kämpfen. Und sie hatten anfangs durchaus gute Karten. In der Weihnachtszeit in der kalten Kirche, damit konnte man emotionalisieren. In der Folge unterhielt sich Kardinal Schönborn mit ihnen, es gab Gespräche mit der Innenministerin und zuletzt einen Brief des Bundespräsidenten.

Hier wäre der Punkt gewesen, den Protest noch in Würde zu beenden. Denn in der Sache war schnell klar, dass sich nicht mehr viel bewegen würde. Sukzessive nahm auch das öffentliche Interesse ab. Vonseiten der Polizei ist klar, dass man es nicht eskalieren lassen wird – damit würde man nur Märtyrer schaffen. Dafür gibt es immer wieder kleine Nadelstiche, wie nun die Verhaftung eines Sprechers der Asylwerber. Zu gewinnen gibt es nun nichts mehr. Die Protestierenden waren schlecht beraten, den Protest nicht auf dem Höhepunkt beendet zu haben.

erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.03.2013)

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