Von dem Skandal um verseuchtes Tierfutter sind weit mehr Landwirte betroffen als bisher bekannt. Unter den Höfen befinden sich auch Milchviehbetriebe.
Der Skandal um den gefährlichen Schimmelpilz Aflatoxin in Tierfutter weitet sich aus: Auf der Basis weiterer Unterlagen von Futtermittelunternehmen teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am Samstagabend in Hannover mit, die Zahl der mit dem verseuchten Mais aus Serbien belieferten Betriebe betrage jetzt 4467. Darunter seien auch weitere Milchviehbetriebe. Deren Produktion darf nur nach einer Beprobung der Milch ausgeliefert werden, weil sich das Schimmelpilz-Gift Aflatoxin B 1 in Milch anders als in Fleisch anreichert. Zuerst hatte es aufgrund von Doppelnennungen eine falsche Angabe mit 6457 Betrieben gegeben. Die zahl musste nach unten korrigiert werden.
Im Futtermittel aus Serbien waren die Grenzwerte um das Zehnfache überschritten worden. Aflatoxin B1 hat eine starke krebserregende Wirkung. Der niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) kritisierte, mehrere Futtermittelunternehmen hätten die Verfügung seines Hauses zur schnellen Lieferung der Listen über verseuchte Maislieferungen ignoriert: "Die verzögerte Zustellung zeigt, dass die Zusage der Wirtschaft, Daten im Rahmen der Rückverfolgbarkeit innerhalb kürzester Zeit vorzulegen, nicht funktioniert."
Milch nicht mit Aflatoxin belastet
Das Ministerium erklärte weiters, bisher seien 79 Proben Milch amtlich untersucht worden, "Alle vorliegenden Proben konnten mit negativen Ergebnissen abgeschlossen werden. Die Milch ist nicht über dem Grenzwert mit Aflatoxin belastet", hieß es. Von den bisher 19 untersuchten Futtermittel-Proben seien aber acht positiv gewesen. Auch könne nicht ausgeschlossen werden, dass es eine Höchstgehaltsüberschreitung in Lebern und Nieren geschlachteter Tiere gebe. Eine Prüfung und Bewertung dieser Frage sei auf dem Weg. Eine Vermarktung dieser Innereien sei ohne entlastende Untersuchungsbefunde nicht zulässig.
Am Freitag hatte das Ministerium bekannt gegeben, dass rund 45.000 Tonnen Körnermais mit hohen Konzentrationen des Schimmelpilz-Gifte Aflatoxin B1 von Serbien nach Deutschland geliefert worden sind. 35.000 Tonnen wurden in Lagerhallen in Brake und Bremen beschlagnahmt, 10.000 Tonnen waren jedoch bereits ausgeliefert.
(APA/AFP)