Die Caritas hat einen vernünftigen Kompromiss verhandelt.
Der Abzug der Asylwerber aus der Votivkirche lässt sich schlank zusammenfassen: endlich. Der Erfolg der Verhandler kam spät, loben sollte man ihn trotzdem.
Erstens: Kritiker und Befürworter waren sich zwar längst einig, dass das Camp in der Kirche keine Lösung ist, trotzdem war die Lage verfahren. Der Protest hatte sich – auch dank Beratern mit Eigeninteressen – in unrealistischen Forderungen verknäult, das Zeitfenster nach dem Angebot des Bundespräsidenten war verstrichen. Zwangsräumung durch die Polizei? Forderten nicht einmal die Scharfmacher.
Zweitens: Der Kompromiss, den die Caritas im Stillen (man hat aus dem Wankelmut der Protestierenden gelernt) ausverhandelt hat, klingt vernünftig. Die Asylwerber haben sich verpflichtet, am behördlichen Verfahren zu ihrer Einzelfallprüfung aktiv mitzuwirken, dafür soll ihnen bei negativem Bescheid die Schubhaft erspart bleiben. Zugegeben, dass die Betroffenen hoffen, dass es gar nicht zur Abschiebung kommt, weil ihr Herkunftsland sie eventuell nicht zurücknimmt, wird eine Rolle gespielt haben. Wie man mit solchen Menschen, vulgo „U-Booten“, korrekt umgeht, ist übrigens eine nötige Debatte, die die Kirchenbesetzung angestoßen haben könnte.
Drittens: Mit dem Abzug hat man die Asylwerber überzeugt, spät, aber doch der Realität ins Auge zu blicken. Auch wenn das Abschiebung bedeutet. Und man hat eingesehen, dass der Protest – der gegen Asylmissstände laut Caritas weitergehen soll – leiser werden muss. Vielleicht kann man dafür im Gegenzug besser hinhören?
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2013)