Rudi Klausnitzer als Data-Apostel: Der Zufall hat ausgedient

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Der Medienmanager Rudi Klausnitzer hat viel zu tun – er widmet sich dem Thema Daten. Am Dienstag erscheint sein Buch „Das Ende des Zufalls“. von Karin Schuh

Nein, Rudi Klausnitzer hat nichts gegen den Zufall. Zumindest nicht in privaten Belangen. In allen anderen Bereichen hat der Medienmanager soeben das Ende des Zufalls ausgerufen. Genau so heißt auch sein erstes Buch, das am Dienstag erscheint. Der Untertitel verrät auch gleich, warum es mit dieser doch recht charmanten Komponente bald vorbei sein soll: „Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht“.

Der Medienmanager, der in den letzten Jahrzehnten von Radio (Ö3), Fernsehen (Sat 1, Premiere) über Theater (Vereinigte Bühnen Wien) bis zu Printmedien (News Verlag) so einige Stationen absolviert hat, ist seit mehr als 15 Jahren beratend mit der Kommunikationsagentur DMC tätig. „Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema Big Data. Für das Buch ausschlaggebend war ein Gespräch letzten Sommer mit David Rowan, dem Chefredakteur des ,Wired‘-Magazins“, so Klausnitzer. Und: Die Tatsache, dass nicht nur extrem viele Daten produziert und gespeichert werden – täglich so viel wie das 12,5-Fache aller bisher gedruckten Bücher –, sondern auch, dass das Thema eine „Dimension erreicht hat, dass es auch Menschen wie mich, die keine Mathematiker oder Statistiker sind, betrifft“. Und genau dieses Bekenntnis zum Nichtmathematiker macht auch deutlich, an wen sich das Buch richtet. Denn Datenspezialisten werden darin wohl nichts Neues finden. Darum geht es dem gebürtigen Oberösterreicher aber auch nicht. Er will damit eher eine breite Diskussion anregen.

Wobei sich der 65-Jährige, der mit der „Kurier“-Journalistin Isabella Klausnitzer verheiratet ist, dabei nicht als pessimistisch bezeichnen würde. Smartphone und Kundenkarten verwendet er ebenso „wie 90 Prozent der Österreicher, denen der momentane Vorteil wichtiger ist, als der Gesamteffekt“. Von abschreckenden Beispielen hält ihn das aber nicht ab. Etwa jenem, dass Supermärkte aufgrund des Kaufverhaltens (das durch Kunden- oder Kreditkarten nachvollziehbar wird) nicht nur wissen, ob ihre Kundinnen schwanger sind, sondern auch, wann mit dem Nachwuchs zu rechnen ist. „Das ist einfach so. Wir werden das nicht zurückschrauben können.“ Das hat er auch gar nicht vor. Viel eher verlangt er eine strengere Regulierung, die den Begriff „persönliche Daten“ enger fasst und eine Verwendung der anonymisierten Daten, etwa für die Medizin, erlaubt. „Man kann Konsumenten nicht damit alleinlassen.“

Für Klausnitzer ist seine neu entdeckte Faszination für die Datenwelt eigentlich nicht so neu. Seit 2006 befasst er sich mit dem Thema. Wenn man so will, kann man es auch als Weiterführung seiner Tätigkeit in der Medienbranche sehen. Immerhin gehörte er in den 1960er-Jahren zum Gründungsteam von Ö3, war zehn Jahre lang Ö3-Chef. Danach folgten mehrere Jahre in Deutschland, zunächst beim Sender Sat 1, anschließend bei Premiere. Zurück in Österreich entdeckte der gebürtige Oberösterreicher seine Liebe zu Musicals und wurde Intendant der Vereinigten Bühnen Wiens. Es folgte ein Wechsel zur „News“-Gruppe und eine – nicht erfolgreiche – Kandidatur als ORF-Generaldirektor. Derzeit ist Klausnitzer beratend tätig sowie Vorstandsmitglied bei der Kinderhilfsorganisation Plan International. In Zukunft will sich der zweifache Vater verstärkt mit dem Data-Thema im Gesundheitsbereich beschäftigen. Denn da könne er den Zufall am wenigsten brauchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2013)

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