Management: Chefinnen bleiben Rarität

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In den börsenotierten Unternehmen gibt es nur sieben weibliche Vorstände. Und bald wahrscheinlich wieder weniger.

Wien/hie. Da waren's nur noch sechs. Jedes Jahr nimmt die Arbeiterkammer die Führungsetagen der größten heimischen Unternehmen bezüglich ihres Frauenanteils unter die Lupe. In den Vorständen der börsenotierten Firmen sind nach wie vor nur 3,3 Prozent der Posten mit Frauen besetzt. Anders gesagt sind von 214 Vorständen in den Firmen an der Wiener Börse nur sieben weiblich. Immerhin um drei mehr als vor einem Jahr. Wenn sich an der Besetzung nichts ändert, werden es aber bald nur noch sechs sein: Ulrike Baumgartner-Gabitzer, derzeit Verbund-Vorstand, wechselt zur Verbund-Tochter Austrian Power Grid AG („Die Presse“ berichtete exklusiv).

In den Aufsichtsräten der an der Börse notierten Firmen sind immerhin 11,6 Prozent der Mandate mit Frauen besetzt. In absoluten Zahlen sind das 69, davon sind 23 vom Betriebsrat delegiert. Sie überwachen die Unternehmen gemeinsam mit 528 Männern. Damit liegt Österreich deutlich unter dem EU-Durchschnitt. In den größten börsenotierten Unternehmen in den 27 Mitgliedsländern sind im Durchschnitt 17 Prozent der Aufsichtsräte Frauen (in Ländern mit Verwaltungsräten wurden die nichtgeschäftsführenden Direktoren gezählt). Angeführt wird die Liste von Norwegen mit 46 Prozent Aufsichtsrätinnen, gefolgt von Finnland (29), Lettland (28) und Frankreich (27 Prozent). In der EU haben sieben Länder eine gesetzliche Frauenquote. Sie gilt je nach Land nur für Aufsichtsräte oder auch für Vorstände, nur für Staatsfirmen oder auch für börsenotierte bzw. auch für nichtbörsenotierte Unternehmen.

Kritik an Norwegens Frauenquote

Norwegen führte die Quote bereits 2003 ein und gilt als Vorbild für alle Quotenbefürworter. Das norwegische Modell hat aber auch seine Kritiker. Diese bemängeln etwa, dass eine Handvoll Frauen („Golden Skirts“) die Verwaltungsratssitze unter sich aufteilt. Eine Studie der Universität Michigan hat zudem ergeben, dass zahlreiche Firmen die Osloer Börse verlassen haben, um die Quote zu umgehen. Trotzdem sind Spanien, Frankreich, Island, die Niederlande, Belgien und Italien dem norwegischen Beispiel gefolgt und haben eine Quote eingeführt.

In Österreich gibt es seit zwei Jahren eine „Light-Variante“ der Quote. Sie gilt für jene 55 Unternehmen, an denen der Bund 50 Prozent oder mehr hält. Diese sollen bis Ende dieses Jahres 25 Prozent und bis Ende 2018 eine Quote von 35 Prozent Frauen in den Kontrollgremien haben. Ein Jahr nach der Selbstverpflichtung hatten 27 der Firmen die Quote erfüllt. Die nächste Zwischenbilanz soll heute, Dienstag, vorgelegt werden.

Von solchen Werten sind die 200 umsatzstärksten Unternehmen Österreichs (Aktiengesellschaften und GmbH) weit entfernt. Laut der Erhebung der Arbeiterkammer sind dort 5,6 Prozent der Geschäftsführer Frauen, vor einem Jahr waren es 5,1 Prozent. In den zehn umsatzstärksten Unternehmen findet sich keine einzige Frau im Vorstand. In den Aufsichtsräten der „Top 200“ sind 13,5 Prozent Frauen vertreten.

Vergleichsweise selten sind weibliche Führungskräfte in Branchen, in denen sonst viele Frauen zu finden sind – nur eben nicht in den Chefsesseln. Im Handel etwa sind nur 2,4 Prozent der Geschäftsführer weiblich und 13,2 Prozent der Aufsichtsräte. In der Industrie sind es 6,3 beziehungsweise 10,8 Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2013)

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