Später Schuldenschnitt: Die Alpine ist vorerst gerettet

(c) EPA (Peter Kneffel)
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Die Kreditinstitute erlassen dem maroden Baukonzern rund 200 Mio. Euro Schulden. Die Steuerzahler und Anleihe-Eigner müssen für die Alpine kein Geld in die Hand nehmen. Damit das so bleibt, muss die Sanierung glücken.

Wien/Auer/Apa/Bloomberg. Für die Alpine, Österreichs zweitgrößten Baukonzern, hat das Zittern vorerst ein Ende. In buchstäblich letzter Minute einigten sich die 50Gläubigerbanken des stark angeschlagenen Unternehmens in der Nacht auf Montag mit der Republik Österreich auf einen Schuldenschnitt. Im Zuge seiner raschen Expansion nach Osteuropa hat die Tochter des spanischen Baukonzerns FCC bei den Kreditinstituten Verbindlichkeiten in Höhe von etwa 600 Millionen Euro angehäuft. Auf rund 30Prozent dieser Forderungen wollen die Banken nun verzichten. Seit Anfang November stellen sie die Schulden des Unternehmens nicht fällig.

Hätte es die späte Einigung nicht gegeben, hätte das Unternehmen noch in dieser Woche Insolvenz anmelden müssen, heißt es aus Verhandlerkreisen. Und 7500 Alpine-Mitarbeiter wären allein in Österreich vor dem Gang zum Arbeitsamt gestanden.

Bis zuletzt rangen die Kreditinstitute auch um ein stärkeres Engagement der Republik Österreich. Denn der Staat haftet im Rahmen des Unternehmensliquiditätsstärkungsgesetzes aus dem Jahr 2008 für Kredite der Alpine im Ausmaß von 150Millionen Euro. 45Millionen davon hätte die Republik nach dem Willen der Banker im Rahmen dieses Schuldenschnitts auf ihre Kappe nehmen sollen. Doch daraus wurde nichts. Ein derartiges Vorgehen sei rechtlich nicht möglich, argumentierte die Finanzprokuratur, die Anwältin der Republik, letztlich erfolgreich. Der Steuerzahler muss für die vorläufige Rettung der Alpine also kein Geld in die Hand nehmen.

150 Millionen Euro aus Spanien

Aufatmen können vorerst auch die Anleihe-Eigner. Bei ihnen hat der Salzburger Baukonzern Schulden in Höhe von 290Millionen Euro angesammelt. Sie sind vom Schuldenschnitt ebenfalls nicht betroffen. Die Alpine-Anleihen laufen bis Juli 2015, Juni 2016 und Mai 2017. Die Haftungen der Republik laufen bis Ende 2014. Ob sie letztlich doch noch schlagend werden, hängt vor allem davon ab, ob das nun beschlossene Sanierungskonzept der Alpine erfolgreich ist oder nicht.

Vorgesehen ist nicht nur der Rückzug des Baukonzerns aus den verlustreichen Auslandsmärkten. Um – wie vorgesehen – schon im Jahr 2015 wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen, muss auch die spanische Mutter FCC noch einmal tief in die Tasche greifen. Denn die Alpine braucht dringend frisches Geld. Die Spanier müssten demnach 150Millionen Euro Eigenkapital nachschießen. Zudem müssen 100Mio. Euro an Gesellschafterdarlehen in Eigenkapital umgewandelt werden.

Die Wahrscheinlichkeit, dass FCC dem Sanierungskonzept zustimmen wird, ist sehr hoch. Denn eine Pleite der großen Osteuropatochter Alpine kann sich die selbst hoch verschuldete spanische Mutter nicht leisten. Die Alpine hat noch keine Bilanz für das Jahr 2012 vorgelegt. Wie hoch die Millionenverluste genau sind, ist derzeit noch nicht bekannt. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg soll die Alpine im abgelaufenen Geschäftsjahr 300,5 Millionen Euro zum gesamten Nettoverlust der FCC in Höhe von gut einer Milliarde Euro beigetragen haben.

Wird Alpine Österreich filetiert?

Ob das frische Geld aus Spanien und die Rückabwicklung der Ost-Expansion aber reichen werden, um das Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen, ist nicht bekannt. Wie „Die Presse“ bereits berichtete, könnte auch das an sich profitable Österreich-Geschäft der Alpine nicht in seiner heutigen Form bestehen bleiben. Stattdessen könnte Österreichs zweitgrößter Baukonzern stückchenweise verkauft werden – an kleinere Bauunternehmen wie Hinteregger, Swietelsky oder Habau.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.03.2013)

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