Übergriffe in Jugend-WG: Graz verschärft Kontrollen

Die Grazer Sozialstadträtin Martina Schröck (SPÖ) lässt Maßnahmen ausarbeiten.
Die Grazer Sozialstadträtin Martina Schröck (SPÖ) lässt Maßnahmen ausarbeiten. (c) APA/MARKUS LEODOLTER (MARKUS LEODOLTER)
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Die steirische Jugendanwältin fragt sich, warum die Mädchen zu wenig Vertrauen in die Betreuer gehabt haben, um sich ihnen anzuvertrauen.

Im Fall der Missbrauchsvorwürfe in Grazer einer Jugendbetreuungseinrichtung hat Stadträtin Martina Schröck (SPÖ) am Dienstag ein "Sofortmaßnahmenpaket" präsentiert, unter anderen sollen zu "neuralgischen Zeiten" in der Früh und in der Nacht ab sofort mindestens zwei Betreuer anwesend sein. Auch der Bereich der Waschräume soll künftig kontrolliert werden. Die steirische Kinder- und Jugendanwältin Brigitte Pörsch erklärte, es müsse geklärt werden, ob eine mögliche Gefährdung durch einen der verdächtigen Burschen nicht richtig eingeschätzt worden sei und warum die mutmaßlichen Missbrauchsopfer offenbar nicht genügend Vertrauen in das Betreuungspersonal hatten.

Pörsch sagte, es müsse geklärt werden, ob die Einrichtung um den Verdacht wusste, dass einer der verdächtigen Burschen schon einschlägig aufgefallen sei. "Dann hatte eine Abklärung erfolgen müssen, ob die Jugend-WG überhaupt geeignet zu seiner Aufnahme gewesen ist", so Pörsch. "Dann stellt sich die Frage, ob die Situationen - es handelte sich nicht nur um Symptome - richtig gedeutet wurden", so die Kinderanwältin. Die belästigten Mädchen sollen sich zwar u.a. im Bad eingesperrt haben, doch hätten sich ihre Peiniger dennoch Zugang verschaffen können. Eine Problemstellung könnte es auch gewesen sein, dass die Mitarbeiter auch gedacht haben könnten, das bekomme man selbst in den Griff. "Aus irgendeinem Grund dürfte auch das Vertrauen der Opfer in die Betreuer gefehlt haben. Nun gehe es jedenfalls darum, einerseits die rechtlich-polizeiliche Aufklärung der Geschehnisse vorzunehmen und andererseits "die psychosozialen Aspekte mit Fachkräften aufzuarbeiten", so Pörsch.

Maßnahmen-Katalog

Stadträtin Schröck sagte, sie habe seit Bekanntwerden der Vorwürfe Ende vorige Woche die Fachleute des Jugendamtes beauftragt, einen Katalog an sofort umsetzbaren Maßnahmen für alle vier entsprechenden Wohneinrichtungen zu erstellen. Dieser umfasse u.a., dass zwischen 6.30 Uhr und 8.30 Uhr sowie zwischen 14 Uhr und 22 Uhr ab sofort mindestens zwei Betreuer zeitgleich im Dienst sein müssen. Im Bereich der Waschräume - hier soll es ebenfalls zu Übergriffen durch die Verdächtigen auf Mädchen gekommen sein - halte sich ab sofort morgens und abends ein Mitglied des Betreuungspersonals auf.

Weiters soll es laut Schröck eine externe Prozess- und Krisenbegleitung in der betroffenen Einrichtung geben. Geklärt werden solle auch, warum möglicherweise Informationen bzw. potenziell gefährliche Situationen nicht wahrgenommen oder nicht richtig interpretiert worden seien. Mittelfristig hinterfrage man alle möglichen Unterbringungsarten und auch die Frage nach einer getrennten Unterbringung von Mädchen und Buben. Die Mitarbeiter sollen noch intensiver geschult werden. Auch Trennung von Wohneinheiten nach Geschlechtern und eine Aufteilung der Waschräume auf verschiedene Stockwerke werden geprüft. Dazu komme die Möglichkeit zur Installierung von Sperrsystemen für die Zimmer, welche Mitarbeiten im Notfall aber den Zugang ermöglichen. Mittlerweile sind das Land als Oberbehörde und die Innenrevision der Stadt Graz zur Prüfung eingeschaltet. Schröck versprach eine "lückenlose Aufklärung der Vorfälle".

(APA)

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