Klug wird Verteidigungsminister: Kompetent, fleißig und Parteisoldat

SPOe-PRAeSIDIUMSSITZUNG IM PARLAMENT: KLUG
APA/HERBERT NEUBAUER
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Der rote Pragmatiker Gerald Klug aus Graz steigt zum Himmelfahrtskommando im Verteidigungsministerium hoch.

Wien/Graz. Im Heeresapparat ist er für die Führungsgarde ein völlig unbeschriebenes Blatt. Aber der neue Verteidigungsminister Gerald Klug kann zumindest darauf verweisen, dass er im Gegensatz zu seinem Vorgänger Norbert Darabos, der bei der Truppe als Zivildiener scheel angeschaut wurde, nicht nur 1987/88 als Präsenzdiener mit dem Heer zu tun hatte. Der ledige SPÖ-Politiker, der von seiner äußeren Erscheinung mit der Stoppelfrisur das Bild eines akkuraten Heeresoffiziers abgibt, schmunzelt: Schließlich ist er als SPÖ-Fraktionschef im Bundesrat Mitglied des Nationalen Sicherheitsrates. Aus diesem Gremium kennt er so manches vertrauliche Detail über Österreichs Sicherheitslage.

Öffentlich ist der 44-jährige Steirer im Zusammenhang mit dem Bundesheer allerdings bisher nicht aufgefallen. Das hängt auch damit zusammen, dass ein Fraktionschef im Bundesrat grundsätzlich eher selten öffentlich auffällt. Der Sohn eines früheren Betriebsratsvorsitzenden bei Simmering-Graz-Pauker hat eine klassische rote Parteikarriere absolviert: Jugendvertrauensmann, Sekretär der Metallgewerkschafter, steirischer Arbeiterkammerrat, Sitz im Bundesrat, wo er seit November 2010 die SPÖ-Fraktion führt. „Ein Funktionär in der Bewegung, der schon in den Kinderschuhen für die SPÖ geformt wurde“, sagt der steirische Baugewerkschafter Josef Muchitsch.

 

Kein hemdärmeliger Funktionär

Hemdärmelig ist Klug nicht. Von Parteigenossen wird er als umgänglicher Mensch beschrieben, „aber er kann durchaus auf den Tisch hauen“, sagt sein steirischer Kollege in der Länderkammer, Christian Füller. Als Fraktionschef zieht Klug notfalls auch umstrittene Materien, etwa das Asylgesetz, mit Konsequenz durch: ein treuer Gefolgsmann der Parteiführung auf Bundesebene wie auch von Landeschef Franz Voves.

Deswegen wundert es niemanden, dass Klug sich nun das „Himmelfahrtskommando“ Heeresressort nach der Ära Darabos antut, das schon in wenigen Monaten nach der Nationalratswahl wieder enden könnte. „Fleißig ist er, da gibt's nichts“, heißt es im Parlament in Wien. „Ein fleißiger Streber“, klingt schon weniger freundlich.

Mitunter nervt er seine Parteikollegen mit seinen Wortmeldungen im Klub. Klug hat sich weiterentwickelt: von einer Lehre als Dreher bis zum Magistertitel beim Jusstudium. Jetzt lasse er „den Juristen schon auch raushängen“, wie nicht nur Parteifreunde anmerken. Seine Kompetenz und sein fachliches Wissen im Arbeits- und Sozialrecht werden von SPÖ-Kollegen reihum ausdrücklich gelobt. Gottfried Kneifel, ÖVP-Fraktionschef im Bundesrat, unterstreicht die „Handschlagqualität“, der „eingefleischte Gewerkschafter“ sei letztlich Pragmatiker.

 

Mit Minister Hundstorfer vertraut

Im Kreise der Bundesregierung wird der Grazer auf Bekannte treffen. Justizministerin Beatrix Karl (ÖVP) kennt er vom Jusstudium in Graz, sie hat ihn als engagierten Studierenden in Erinnerung. Sozialminister Rudolf Hundstorfer war nicht nur als ÖGB-Präsident sein oberster Chef. Hundstorfer hat so viel Vertrauen, dass er bei Klug als Personalreserve für den Leiterposten des Arbeitsmarktservice Steiermark vorfühlte. Anders als jetzt beim Verteidigungsministerium wurde aber nichts daraus, weil nämlich der amtierende AMS-Chef Karl-Heinz Snobe eine Rechnung vorweisen konnte: Diese belegte, dass sich Snobe nicht von einem Kunden in einen Nachtclub hat einladen lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2013)


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