Nach Chávez-Tod: Busfahrer soll Sozialismus retten

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Venezuelas streitbarer Staatschef erlag seinem Krebsleiden. Der ehemalige Busfahrer Maduro übernimmt jetzt die Interims-Präsidentschaft. Im ganzen Land marschiert die Armee auf - aus Angst vor Unruhen.

Am Dienstag um 16.25 Uhr Ortszeit hat er die "Schlacht ums Leben" verloren, wie Hugo Chávez den Kampf gegen sein Krebsleiden nannte. Der sozialistische Staatschef starb im Alter von 58 Jahren - und das Ableben des "Comandante" weckt die Angst vor Unruhen in dem Erdölstaat. Die Regierung ließ deshalb im ganzen Land die Armee aufmarschieren - "um den Frieden zu sichern". Außenminister Elias Jaua versuchte aber zu beruhigen: "Das Land befindet sich in völliger Normalität."

Venezuela verordnete sich außerdem sieben Tage Staatstrauer wegen des Tods des linken Staatschefs, der die Weltöffentlichkeit gespalten hatte: Für die einen war er ein machthungriger Autokrat, für die anderen ein Revolutionär im Kampf gegen Armut und die "Allmachtsfantasien" der USA.

Nicolas Maduro könnte nun Chávez Lebensprojekt vom "Sozialismus des 21. Jahrhunderts" fortführen. Das war gleichsam der letzte Wunsch des "Comandante". Nach seiner Wiederwahl im Oktober für sieben weitere Jahre machte Chávez den ehemaligen Busfahrer zu seinem Vize. Und vor der Abreise zur Behandlung nach Kuba im Dezember nannte er ihn als seinen Wunsch-Nachfolger.

Neuwahlen in 30 Tagen

Maduro hat bereits seit Ende 2012 die Amtsgeschäfte für Chávez geführt, nun übernimmt er offiziell die Interimspräsidentschaft, wie Außenminister Jaua erklärte. Dabei sieht die venezolanische Verfassung im Fall einer permanenten Amtsunfähigkeit des Präsidenten eigentlich vor, dass der Parlamentspräsident bis zu den gesetzlich vorgeschriebenen Neuwahlen innerhalb von 30 Tagen die interimistische Leitung des Staates übernimmt. Eigentlich wäre daher Diosdado Cabello und nicht Maduro am Zug gewesen. Doch Maduro hat die Rückendeckung des Militärs: Hochrangige Armeechefs sprachen ihm bereits im Staatsfernsehen ihre Treue aus.



Der 50-Jährige gilt im Vergleich zu Chávez als moderater und dialogbereiter. Er vertrat aber treu den "anti-imperialistischen" Kurs seines langjährigen Chefs und trug dessen Unterstützung für Syrien, den Iran und Libyens inzwischen gestürzten und getöteten Machthaber Muammar al-Gaddafi mit.

Maduro bezeichnete Chávez' Tod am Dienstag als "die tragischste und bedrückendste Information, die wir unserem Volk mitteilen können". Es handle sich um "einen Moment großen Schmerzes". Er rief seine Landsleute zur Besonnenheit auf. "Im immensen Schmerz dieser historischen Tragödie, die unser Vaterland berührt, rufen wir alle Landsleute auf, Wächter des Friedens, der Liebe, des Respekts und der Ruhe in diesem Vaterland zu sein", sagte er in seiner Rundfunkansprache.

Dreitägige Staatstrauer in Argentinien

Die Trauer reicht aber über die Staatsgrenzen Venezuelas hinaus, die Anteilnahme in Lateinamerika ist groß. Sowohl Ecuador als auch Argentinien, deren Präsidenten Rafael Correa und Cristina Kirchner ein enges politisches und persönliches Verhältnis zu dem 58-jährigen Linkspopulisten pflegten, riefen eine dreitägige Staatstrauer aus.

Der bolivianische Präsident Evo Morales kündigte ebenfalls an, in den kommenden Stunden nach Venezuela reisen zu wollen, um seine Anteilnahme am Tod des Comandante persönlich auszudrücken. Auch Venezuelas engster politischer Verbündeter, das sozialistische Kuba, will drei Tage lang um Chávez trauern. Der Venezolaner sei für den ehemaligen Präsidenten Fidel Castro "wie ein Sohn" gewesen.

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Obama: "Ein neues Kapitel"

US-Präsident Barack Obama bekundete sein Interesse an besseren Beziehungen zu dem ölreichen Land. Venezuela schlage nun ein neues Kapitel in seiner Geschichte auf, erklärte er am Dienstag. Die USA seien daran interessiert, mit der Regierung in Caracas in einen konstruktiven Dialog zu treten. Sein Land sei weiterhin bereit, der venezolanischen Bevölkerung zu helfen. Dabei würden die USA ihrem Grundsatz treu bleiben, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechte zu fördern.

Während seiner 14-jährigen Regierungszeit pflegte Chávez sein Image als Erzfeind der USA mit Leidenschaft. So beschimpfte er 2006 Obamas Amtsvorgänger George W. Bush in der UN-Vollversammlung als Teufel. Ungeachtet dessen sind die Vereinigten Staaten weiterhin der wichtigste Käufer von venezolanischem Öl. Mit den Petro-Dollars finanzierte Chávez wiederum einen Großteil seiner Sozialprogramme.

(Red./APA)

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