Der neue Verteidigungsminister Gerald Klug will die Reformen, die Norbert Darabos begonnen hat, beenden.
Wien. Kaum hebt er den Arm und ballt die Hand zu einer Faust, knipsen und blitzen schon die Kameras vor ihm: Eine perfekte Pose eines zukünftigen Verteidigungsministers. Die Stoppelfrisur und der strenge Blick verleihen dem Bild noch zusätzlich etwas Militärisches.
An so viel mediale Aufmerksamkeit muss sich Gerald Klug wohl noch gewöhnen. Erst seit Dienstag ist es offiziell, dass er das Amt von Norbert Darabos übernehmen wird – bis dahin war der Bundesrat weitgehend unbekannt. Gestern, Mittwoch, folgte dann der erste öffentliche Auftritt mit Bundeskanzler Werner Faymann und (Noch-)Verteidigungsminister und zukünftigem SPÖ-Bundesgeschäftsführer Darabos.
Der SPÖ-Chef war dabei sichtlich bemüht, seine beiden Parteikollegen als große Gewinner dastehen zu lassen. Er dankt Darabos herzlich für seine Arbeit als Verteidigungsminister: „Er ist zu Recht ein angesehener Politiker, auch wenn es schwere Zeiten gab in seinem Ressort.“ Bei den Worten kann sich Darabos ein Grinsen nicht verkneifen. Auch sonst wirkt der Minister gelöst und erleichtert, in Zukunft den Wahlkampf und nicht mehr die Reform der Wehrpflicht managen zu müssen. Trotzdem betont er, dass er die letzten Jahre an der Spitze des Verteidigungsressorts nicht missen möchte.
Aber auch Gerald Klug wird von Faymann fleißig gelobt und mit den Eigenschaften „Härte, Zielstrebigkeit, Fleiß“ beschrieben. Die wird er auch brauchen, stehen ihm in Sachen Grundwehrdienst einige Verhandlungen mit der ÖVP bevor. Klug hat sich fest vorgenommen, den vorgelegten Zeitplan bei der Reform der Wehrpflicht einzuhalten. Und das, obwohl auch er für ein Berufsheer gestimmt hat: Als Sozialdemokrat sei es für ihn ein „klares Ergebnis“ gewesen, für das Profiheer zu stimmen. Trotzdem: Jetzt will Klug das Ergebnis der Volksbefragung – also die Beibehaltung der Wehrpflicht – „eins zu eins umsetzen“. „Ich freue mich auf diese Herausforderung.“
Was er sonst noch im Verteidigungsressort geplant hat, konnte und wollte er allerdings noch nicht verraten – schließlich werde er am Montag erst angelobt. Danach will sich Klug näher zu verteidigungspolitischen Themen äußern. Klar ist nur: Im Sportressort will er die von Darabos kreierte Reform der Sportförderung umsetzen. Im Verteidigungsressort kommen auf ihn aber auch wichtige Personalentscheidungen zu: Klug verweist darauf, dass bereits eine Kommission eingerichtet worden sei, die die Bewerbungen bewerten werde. Er werde sich im Anschluss in aller „Ruhe, Offenheit und mit Sorgfalt“ die Überlegungen der Kommission ansehen und danach „hoffentlich richtige Entscheidungen“ treffen.
Präsenzdienst in Klagenfurt
Anders als Darabos war Klug übrigens beim Heer – zunächst in Klagenfurt, später in Graz bei der Heeresversorgungskompanie. „Rückblickend eine spannende Zeit, bei der man aber das eine oder andere verbessern hätte können.“
Doch was qualifiziert Klug für sein Amt? Dass er außer einer Mitgliedschaft im Nationalen Sicherheitsrat keine Vorkenntnis für das Verteidigungsressort mitbringt, hält er für kein Problem. Er sehe die Tätigkeit als „Managementfunktion“ – da habe er reichlich Erfahrung.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2013)