Alpine: Neuer Chef mit FPÖ-Prägung

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Arnold Schiefer heißt der neue Boss des strauchelnden heimischen Baukonzerns Alpine. Ein ÖBB-Manager - mit hervorragenden Beziehungen zur FPÖ.

Wien. Die Botschaft soll lauten: Mit Österreichs zweitgrößtem Baukonzern, der Alpine, geht es wieder aufwärts. Am Sonntag hatten die Gläubigerbanken des angeschlagenen Konzerns einem 30-prozentigen Schuldennachlass zugestimmt, und gestern wurde gleich eine richtungsweisende Personalie nachgereicht: Der Oberösterreicher Arnold Schiefer, 46, wird neuer Chef der Alpine.

Was klarerweise nicht dazugesagt wurde: Die Banken sollen mit dem Kandidaten Schiefer nicht sonderlich glücklich gewesen sein – beziehungsweise Bedenken geäußert haben. Denn Schiefer gilt zwar in seinem Fachbereich als äußerst versiert, aber der Fachbereich ist eben nicht die Bauwirtschaft. Vielmehr hat der Betriebswirt seine Karriere im Bereich Infrastruktur gemacht: Arnold Schiefer war Sekretär der FPÖ-Verkehrsminister Monika Forstinger und Mathias Reichhold. Später brachte er es sogar zum Chef der Sektion „Infrastruktur und Verkehr“. Im September 2005, unter Hubert Gorbach, wechselte er zu den ÖBB. Auch dort kletterte er stetig die Karriereleiter hinauf: Zunächst übernahm er die Projektleitung für die Errichtung des Wiener Zentralbahnhofes, dann wurde er Interimsvorstand bei der Brenner Basistunnel SE. Im Jahre 2006 kam dann der erste „richtige“ Vorstandsjob: Schiefer wurde Chef der ÖBB-Infrastruktur Betrieb AG.

Karriere in Politik und ÖBB

Ende 2010 – als ÖBB-Chef Christian Kern gerade im Güterverkehrsbereich aufräumte – wurde Schiefer Finanzchef der ins Trudeln geratenen Ungarn-Tochter. Seit Sommer 2012 ist er Vorstand der Güterverkehrstochter Rail Cargo.

Aus der Alpine verlautete gestern, dass die Bestellung Schiefers als „Signal an den Heimmarkt Österreich“ zu verstehen sei. Denn der Vorstand hat zuletzt aus Spaniern bestanden, weil die Alpine dem spanischen Baukonzern FCC gehört.

Anfang des Jahres wurde der deutsche Sanierer Josef Schultheis ins Boot geholt. Mit Arnold Schiefer habe man bewusst einen Österreicher ausgewählt, hieß es gestern, da es wichtig sei, „dass der CEO im Land gut verankert ist und einen Namen auf dem Markt hat“.

„Gut verankert“ heißt vor allem: politisch gut verankert. Und das ist Arnold Schiefer zweifellos. Allerdings weniger in den Regierungsparteien, als in der FPÖ. Schiefer war FPÖ-Gemeinderat in Innsbruck und ist Mitglied der Burschenschaft Teutonia. Zum Dritten Nationalratspräsidenten, Martin Graf, wurde ihm in den vergangenen Jahren ein enges Verhältnis nachgesagt, für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache fungierte er als verkehrspolitischer Berater. Zuletzt hat es in der FPÖ immer wieder geheißen, Arnold Schiefer sei ein realistischer Kandidat als Verkehrsminister – sollte die FPÖ in die Regierung kommen.

Vorerst „begnügt“ er sich mit dem Chefsessel in der Alpine. Ob ihm dort seine politischen Kontakte von Vorteil sein werden, ist nun die Frage. Sicherlich nicht von Nachteil sind seine guten Verbindungen zu Noch-Arbeitgeber ÖBB. Die Bundesbahnen sind für die Bauwirtschaft ja ein Top-Auftraggeber. Nicht umsonst hat sich Strabag-Boss Hans Peter Haselsteiner bei seiner Westbahn entschieden, mit den ÖBB nicht mehr auf Konfrontationskurs zu gehen.

Aber mit den ÖBB-Kontakten ist natürlich noch lange nicht alles getan: Der dringend notwendige Verkauf von drei Tochtergesellschaften steht immer noch aus. Die Alpine meldete 2012 einen Betriebsverlust von 300 Mio. Euro.

Auf einen Blick

Arnold Schiefer, 46, wird ab April den angeschlagenen Baukonzern Alpine leiten. Der Konzern hat zuletzt mit kolportierten Schulden in Höhe von 600 Mio. Euro Schlagzeilen gemacht. Am Sonntag
haben die Gläubigerbanken 30Prozent der Schulden erlassen, um eine drohende Insolvenz abzuwenden. Zudem muss der spanische Eigentümer FCC insgesamt 150 Mio. Euro einschießen. [Alpine]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2013)

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