33 Staatsoberhäupter von Lukaschenko bis Rousseff erwiesen dem toten Präsidenten Venezuelas am Freitag die letzte Ehre in Caracas.
Buenos Aires/Caracas. Jünger soll er aussehen, frischer als in seinen letzten Auftritten als Lebender. Viele derer, die nach zehn, elf, zwölf Stunden Warten unter der tropischen Sonne endlich für ein paar Sekunden zum Sarg des Comandante vordrangen, erkannten hinter der Kristallscheibe das Gesicht jenes Hugo Chávez, der von Hausmauern, Brücken und ganzen Gebäudefassaden grüßt.
Die Präparatoren brachten das Kunststück fertig, dem am Dienstag verstorbenen Präsidenten seine vollen Lippen zurückzugeben und die Schwellung um die Augen zu reduzieren. Die Spuren der Steroide, die das Gesicht des späten Chávez aufblähten, sind verschwunden. Der Tote, so scheint es, konnte die tödliche Krankheit hinter sich lassen. Selbst die sterblichen Überreste des Comandante werden zum Teil seines Mythos.
Das hat jener Mann versprochen, der am Freitag auch formell das Erbe des Hugo Chávez übernommen hat. Der vom Parlament gestern in einer Sondersitzung zum Präsidenten der Republik erklärte Nicolás Maduro versprach, dass Chávez' Körper einbalsamiert werde, „damit alle Welt ihn betrachten kann, wie Ho Chi Minh, Lenin und Mao Tse-tung“.
Angesichts der unendlichen Warteschlangen vor der Militärakademie im Viertel Fuerte Tiuna beschloss Maduro, dass der Leichnam seines Vorgängers noch eine weitere Woche aufgebahrt bleiben solle, ehe die endgültige Konservierung beginnt. Chávez' neuer vorläufiger Ruheort soll das Revolutionsmuseum werden. Das hieß 1992 noch „Kaserne im Gebirge“ und war die Stellung der Verschwörer unter Chávez' Führung, deren Putsch scheiterte. „Vorerst“, sagte der junge Offizier nach dem Putsch in der wichtigsten Sendeminute seines Lebens.
Für Maduro wird eine weitere Woche voller nationaler Emphase gewiss einen guten Grundstock für den kurzen Wahlkampf bieten. Die Verfassung sieht vor, dass innerhalb von 30 Tagen nach dem endgültigen Ausfall des Präsidenten neu zu wählen sei. Auch wenn die Regierung bisher den genauen Wahltag nicht verkündete, wird davon ausgegangen, dass die Venezolaner am Sonntag nach Ostern zu den Urnen gerufen werden – das ist der 6. April.
Bei der großen Trauerfeier konnte der von Chávez selbst als Nachfolger nominierte Maduro sein internationales Profil weiter schärfen. Vertreter aus 55 Staaten waren gekommen, davon 33 Staatsoberhäupter. Viele davon kannte Maduro längst persönlich, hatte er doch von 2006 bis Anfang 2013 das Außenamt der Bolivarischen Republik geleitet. Die meisten Gäste kamen aus Lateinamerika und der Karibik, manche davon verdanken ihren Regierungsjob den vergünstigten Öllieferungen aus Venezuela. Kubas Präsident Raúl Castro, der größte Almosenempfänger und gleichzeitig wichtigster Mentor Maduros, besuchte den Sarg schon am Donnerstag. Ebenso Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff und ihr Vorgänger Lula da Silva, die beide ein Krebsleiden überwinden konnten.
Auch Ahmadinejad kam
Gekommen waren auch Weißrusslands Diktator Alexander Lukaschenko und Irans Präsident Ahmadinejad, der Chávez 13 Mal in Teheran empfangen hatte. Die USA sandten eine Delegation, angeführt vom demokratischen Kongressabgeordneten Gregory Meeks. Aus Europa kamen Spaniens Kronprinz Felipe und Frankreichs Minister für die Überseedepartements, Victorien Lurel. Griechenland, Portugal, Slowenien und Kroatien schickten Regierungsvertreter.
Auf einen Blick
Hugo Chávez erlag am Dienstag nach 14-jähriger Amtszeit als Präsident Venezuelas einem Krebsleiden. Zu seinem Begräbnis am Freitag erschienen 33 Staatsoberhäupter, die meisten reisten aus Lateinamerika an. Doch auch Weißrusslands Staatschef Lukaschenko und Irans Präsident Ahmadinejad kamen nach Caracas, um sich von dem sozialistischen Anti-Amerikaner zu verabschieden.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2013)