Nach der Privatisierung 1989 sind die Wasserrechnungen in Wales real stark gestiegen - auf österreichisches Niveau. Seit 2000 geht es moderater aufwärts.
Wien/Ju. In der vorwöchigen Geschichte über die von niemandem verlangte, aber in der Wiener Volksbefragung abgefragte Wasserprivatisierung („Viel Wasser, wenig Fakten“) ist „Die Presse“ leider einer in einer Arbeiterkammer-Studie sehr mangelhaft zitierten Quelle „aufgesessen“: In der Studie „Siedlungswasserwirtschaft in öffentlicher oder privater Hand“ (2010) wird zwar korrekt wiedergegeben, dass die durchschnittliche Wasserrechung eines walisischen Haushalts von der Wasserprivatisierung 1989 bis zum Jahr 2000 von 236 auf 325 Pfund angestiegen ist (was eine Steigerung um 37,7 Prozent ergibt). Mit keinem Wort wird jedoch erwähnt, dass es sich bei diesen offiziellen Zahlen der britischen Wasserregulierungsbehörde Ofwat nicht um absolute Werte, sondern um inflationsbereinigte Zahlen mit der Preisbasis 2009 handelt.
Fazit: Die Wasserrechnungen walisischer Haushalte sind in den elf Jahren nach der Privatisierung tatsächlich real um 37,7 Prozent gestiegen. Was deutlich näher an die in einem Volksbefragungswahlschreiben der Wiener SPÖ („Bürgermeisterbrief“) genannten realen 41 Prozent herankommt.
Sie sind damit seit 1989 auch deutlich schneller geklettert als in Wien – und haben damit gegenüber österreichischen Preisen aufgeholt. Denn im Jahr 2000 mussten, wir nehmen als Quelle wieder die Arbeiterkammer, Waliser rund 150Euro pro Kopf für Wasser und Abwasser an ihre privaten Lieferanten zahlen. Österreicher an ihre kommunalen Betreiber mit 145Euro nur unwesentlich weniger.
Warum aber hört der Vergleich im „Bürgermeisterbrief“ im Jahr 2000 auf? Ganz einfach: 2000 haben die britischen Regulierer eine Preissenkung durchgesetzt, seitdem steigen die Wasserrechnungen dort moderater: Von Anfang 2000 bis jetzt haben sie in Wales real um rund elf Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Im kommunalen Wien sind die Preise für Wasser und Abwasser seither real um 9,6 Prozent gestiegen. In Wales steigen sie konstant, in Wien schubweise, wie etwa 2012 um satte 33 Prozent für Wasser.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.03.2013)