Syrien: Amnesty prangert Kriegsverbrechen an

Syrien Amnesty prangert Kriegsverbrechen
Syrien Amnesty prangert Kriegsverbrechen(c) REUTERS (STRINGER)
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Geiselnahmen, Folter, Hinrichtungen: Die Menschenrechtsorganisation wirft den Rebellen wie den Regierungstruppen Gräueltaten vor. Unter den Opfern sind viele Kinder, Familien wurden ausgelöscht.

Syrische Regierungstruppen wie Rebellen töten, foltern und nehmen Zivilisten gefangen, um ihre Macht zu demonstrieren. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Bericht von Amnesty International, in dem allen Konfliktparteien Kriegsverbrechen vorgeworfen werden. Die Menschenrechtsorganisation fordert daher die internationale Gemeinschaft auf, gegen diese Gräueltaten vorzugehen.

Zwar seien nach wie vor die syrischen Regierungstruppen verantwortlich für die meisten Kriegsverbrechen und anderen Menschenrechtsverletzungen in dem Land, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Jedoch gebe es eine Zunahme von Geiselnahmen, Folter und Hinrichtung von Gefangenen durch Rebellen.

"Ganze Familien wurden ausgelöscht"

Syrische Regierungstruppen bombardieren Amnesty zufolge "weiter wahllos Zivilisten, setzen dabei auch Streubomben ein und machen ganze Nachbarschaften dem Erdboden gleich". "Hunderte Menschen kamen in den vergangenen zwei Wochen bei solchen Angriffen ums Leben", sagte Ruth Jüttner, Syrien-Expertin von Amnesty International in Deutschland. "Ganze Familien wurden ausgelöscht. Unter den Opfern sind viele Kinder."

Bei ihren Ermittlungsreisen Anfang März fanden Amnesty-Mitarbeiter neun Streubomben in der Nähe einer dicht bewohnten Siedlung. "Auch nach den Angriffen sind die nicht explodierten Streubombenteile eine tödliche Gefahr für die Zivilbevölkerung", sagte Jüttner.

Zeugen sprechen von "Todesloch"

Die Recherchen belegen laut Amnesty auch eine Zunahme der Übergriffe durch oppositionelle Gruppen. "Immer häufiger kommt es zu Geiselnahmen. Gefangene Soldaten, Angehörige der regierungstreuen Milizen und mutmaßliche Kollaborateure werden gefoltert und hingerichtet", sagte Ruth Jüttner. Zeugen beschrieben laut Amnesty in der Gegend um Süddamaskus ein sogenanntes "Todesloch", in dem die Leichen von hingerichteten Regierungssoldaten und angeblichen Informanten versenkt werden.

Amnesty International forderte die Vereinten Nationen dazu auf, den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) umgehend mit der Untersuchung dieser Verbrechen zu beauftragen. "Durch ihre Untätigkeit sendet die Internationale Gemeinschaft ein verheerendes Signal an die Täter und Opfer der grausamen Kriegsverbrechen in Syrien", sagte Jüttner. Alle Verantwortlichen müssten für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden.

UNO: Verstoß gegen internationales Recht

Gezielte Tötungen hatte zuletzt auch ein UNO-Bericht angeprangert. Demnach würden die Rebellen ihre Stellungen direkt in oder bei dicht besiedelten Gebieten aufbauen - ein Verstoß gegen internationales Recht.

Bisher kamen seit dem Ausbruch des Bürgerkrieges vor knapp zwei Jahren mehr als 70.000 Menschen ums Leben, über eine Million Syrer befinden sich auf der Flucht.

(APA/AFP/Red.)

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