Anwalt von Saddams Vertrautem: Der Mann, der Tarek Aziz retten will

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Anwalt Badie Arief kämpft gegen das Todesurteil gegen Saddams Ex-Außenminister Tarek Aziz - und hofft dabei auf die Hilfe des Vatikans.

Bagdad. Badie Arief lässt keinen Zweifel daran, wem seine Sympathien gehören: „Der Irak war ein starker Staat. Doch dann kamen die Amerikaner und haben uns in diese schreckliche Lage gestürzt.“ Der irakische Jurist klagt darüber, dass trotz anderslautender Versprechen der Amerikaner heute keine Demokratie im Irak herrsche, darüber, dass tausende Gefangene ohne Haftbefehl in Gefängnissen festgehalten würden.

Die Zeit der blutigen Diktatur von Saddam Hussein, der hunderttausende Menschen zum Opfer gefallen sind, beurteilt er hingegen viel milder: „Ja, damals sind große Fehler passiert, aber das kann man nicht mit dem vergleichen, was heute geschieht.“ Heute sei die Lage im Irak viel schlimmer. Diese Einschätzung überrascht nicht. Denn Badie Arief ist nicht irgendjemand. Er ist der Verteidiger eines der Männer, der lange als Saddams enger Vertrauter galt: des irakischen Außenministers Tarek Aziz.

Der Christ Aziz war jahrzehntelang das freundliche Gesicht des Saddam-Regimes im Ausland gewesen. Jetzt wartet er in einem irakischen Gefängnis auf seine Hinrichtung. Für seine Beteiligung an den Massakern an den Kurden und wegen anderer Verbrechen erhielt Aziz nur Haftstrafen. Doch im Oktober 2010 verurteilte ihn ein Sondertribunal zum Tode – wegen der Verfolgung von Mitgliedern religiöser Parteien.

Sein Anwalt Badie Arief weigert sich jedoch beharrlich, das Urteil zu akzeptieren. „Es gab im Verfahren schwere Formalfehler. Ich habe nun Berufung beim Höchstgericht eingelegt.“ In seinem Kampf um das Leben von Saddams einstigem Vertrauten setzt er auf international Verbündete. Schon vor Jahren sprach Badie Arief im Vatikan vor. Und noch heute hofft er, dass man sich dort für den Christen Aziz einsetzt.

Doch Badie Arief verteidigt nicht nur, er klagt auch an: Mit einer Genfer Anwaltskanzlei strengt er Verfahren gegen ehemalige Mitglieder der US-Regierung von George W. Bush, wegen „Verbrechen gegen das irakische Volk“. Er hat seine ganz eigene Vorstellung davon, wer sich in Iraks jüngster Vergangenheit schuldig gemacht hat, und wer nicht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2013)

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