In Syrien sollen chemische Waffen zum Einsatz gekommen sein. Ein Überblick über die Arten und Funktionsweisen der Gifte.
Im Zusammenhang mit dem Syrien-Konflikt wird immer wieder der Vorwurf laut, dass Chemiewaffen zum Einsatz kommen. Als sicher gilt bisher aber nur, dass Syrien spätestens ab etwa 1980 Chemiewaffen gebaut hat - zeitweise mithilfe des Ostblocks, vor allem aber in Eigenregie, sodass über sein Arsenal wenig bekannt ist.
Ein Überblick über die Arten und Funktionsweisen von Chemiewaffen.
Typ 1: Nervengifte
Zu den chemischen Waffen zählen vor allem Nervengifte wie Sarin, Tabun oder VX. Atembeschwerden, Übelkeit, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Krämpfe und schließlich Atemversagen sind die Folge.
Sarin wurde im Zweiten Weltkrieg in Deutschland entwickelt, das zehnmal wirksamere VX in den 1950ern in Großbritannien und Schweden; in beiden Fällen hatte man an Pestiziden auf Phosphorbasis geforscht. Die Gase stören Teile des vegetativen Nervensystems, indem sie den Abbau der Reizüberträgersubstanz Acetylcholin hemmen. Die Nerven bzw. die von ihnen kontrollierten Organe werden sozusagen „überdreht", man entwickelt schwere Muskelkrämpfe und erstickt. Die Letalität ist hoch, schon Dosen im Milligrammbereich sind tödlich.
Träger können ballistische Scud- und SS-21-Scarab-Raketen sein, Geschützgranaten und Fliegerbomben. Syrien ist eines von nur acht Ländern (darunter etwa Nordkorea und Israel), die nicht der UN-Chemiewaffenkonvention angehören.
Typ 2: Kampfstoffe
Eine zweite Chemiewaffen-Gruppe sind Kampfstoffe, die über Körperkontakt wirken (Senfgas und ähnliche Substanzen). Sie greifen vor allem die Haut, Augen und Lungen an und sind ebenfalls tödlich. Meistens werden sie eingesetzt, um die Feinde zum Anlegen sperriger Schutzanzüge zu zwingen und damit ihre Kampfkraft zu verringern.
Besonders bekannt ist Senfgas. Es wurde 1822 von einem Belgier zufällig erzeugt. Seinen Namen erhielt das Gas, weil es nach Senf bzw. Knoblauch riecht und Haut, Augen und Lunge verätzt.
Typ 3: Lungengifte
Eine dritte Gruppe von Chemiewaffen sind Lungengifte wie Chlor oder Phosgen. Sie wirken erstickend und können innerhalb weniger Stunden zum Tod führen. Zyanide wirken auf Metall enthaltende Enzyme des Körpers und schädigen den Stoffwechsel der Zellen. Krämpfe, Übelkeit, Atemverversagen bis hin zu plötzlichem Herztod können die Folge sein.
Schutz vor Chemiewaffen
Chemische Kampfstoffe werden meist durch den Abschuss von Granaten oder Raketen übertragen. Der Gefechtskopf enthält meistens zwei verschiedene Substanzen, die während des Fluges zum gewünschten Giftgas gemischt werden. Die Granate wird vor dem Aufprall auf den Boden gezündet, um einen möglichst breiten Wirkungsgrad zu erzielen.
Schutzanzüge enthalten eine Schicht aus Aktivkohle, die die eingesetzten chemischen Kampfstoffe binden und unschädlich machen kann. Es gibt zwei Arten von Schutzanzügen. Die undurchlässigen sind für den Kampfeinsatz praktisch nicht geeignet. Sie sind sehr heiß und schwer und können höchstens 20 bis 30 Minuten getragen werden. Bei einer längeren Tragezeit erleidet der Träger einen Hitzeschock. Die luftdurchlässigen Anzüge sind leichter und ermöglichen es, zu schwitzen. Allerdings bieten sie auch einen geringeren Schutz.
(APA/Red.)