Zu viele Mädchen wollen eine Lehrstelle in ganz wenigen Berufen. Die Konzentration auf ist bei Migrantinnen noch stärker ausgeprägt.
Wien/Ett. Mädchen haben bei der Suche nach einer Lehrstelle seit Jahren größere Probleme als Burschen. Für 15 Prozent der Mädchen verlief im Vorjahr diese Suche ohne Erfolg, bei den Burschen waren es knapp zwölf Prozent. Das ist eine der Schwierigkeiten der Berufsausbildung, auf die beim ersten weiblichen Sozialpartnerdialog, zu dem ÖGB-Vizepräsidentin Sabine Oberhauser und Wirtschaftskammer-Vizechefin Renate Römer geladen hatten, aufmerksam gemacht wurde.
Ein Grund für diese Misere: Nach wie vor wollen zu viele Mädchen eine Lehrstelle in ganz wenigen Berufen. Bei den weiblichen Lehrlingen ohne österreichische Staatsbürgerschaft – dazu zählen auch die vielen deutschen Tourimuslehrlinge in Westösterreich – ist dieses Phänomen noch stärker ausgeprägt, wie Regine Wieser, vom Institut für Berufsbildungsforschung aufzeigt. Dort werden mehr als die Hälfte der Mädchen (55 Prozent) in nur drei Berufen ausgebildet: die meisten als Verkäuferin, gefolgt von Friseurinnen und von Bürokauffrauen.
Wieser unterstreicht daher im Gespräch mit der „Presse“, wie wichtig Vorbilder in untypischen Frauenberufen sind, damit Mädchen raus dieser Ausbildungseinbahn kommen. Im Medienzeitalter funktioniert die „Werbung“ für solche untypischen Berufen mitunter abseits der herkömmlichen Schienen. So habe die Fülle diverser CSI-Serien in den USA einen Boom bei Forensikerinnen zur Folge gehabt.
Biografien als Ermunterung
Auch Biografien weiblicher Beschäftigter, die eine Berufsausbildung abseits typischer Frauenberufe gewählt haben, können Abhilfe schaffen. Die Frauenabteilung der Stadt Wien hat auf einer Website derartige Karrieren von 300 Frauen gesammelt. Umgekehrt müssten, so Wieser, aber auch Burschen vermehrt bisher typische Frauenberufe wie jene im Pflegebereich ergreifen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2013)