Die wahlkämpfenden Blauen verlangen einen raschen Neustart in Kärnten - notfalls ohne FPK. Deren Klubchef stiftet indes mit einem Lockruf an Dörfler, Dobernig und Anton weitere Verwirrung.
Die freiheitlichen Turbulenzen in Österreichs südlichstem Bundesland missfallen nicht nur der Bundes-FPÖ. Auch in Tirol rumort es, zumal die Blauen dort am 28. April eine Landtagswahl zu schlagen haben. Spitzenkandidat Gerhard Hauser drängt nun auf einen raschen Neustart in Kärnten – notfalls auch ohne FPK. Sollte die derzeitige "Debatte" weiter anhalten und sich die Schwesterpartei FPK in Kärnten nicht voll zur FPÖ bekennen, plädiere er für einen "Neustart mit der FPÖ in Kärnten", sagte der Landesparteiobmann wörtlich. Denn die anhaltenden Turbulenzen würden der Tiroler FPÖ "natürlich schaden", so Hauser. Gegenüber der "Tiroler Tageszeitung" formulierte Hauser seine Kritik noch etwas schärfer: "So unprofessionell wie in den vergangenen Tagen agiert wurde, kannes nicht weitergehen."
Laut aktuellen Umfragen soll die FPÖ in Tirol derzeit bei rund neun Prozent liegen. Bundesparteichef Heinz-Christian Strache hat in der vergangenen Woche beim Wahlkampfauftakt der Freiheitlichen in Innsbruck allerdings 15 Prozent als Wahlziel ausgegeben. Bei der Landtagswahl im Jahr 2008 verbuchte die FPÖ 12,4 Prozent der Stimmen.
Das freiheitliche Polit-Chaos in Kärnten geht indes munter weiter. Nun stiftete Noch-Klubobmann Gernot Darmann Verwirrung. Am Mittwoch kurz vor 10 Uhr richtete er Gerhard Dörfler, Harald Dobernig und Hannes Anton aus, dass die Tür für einen Beitritt zu einem freiheitlichen Landtagsklub weiter offen steht: „Sie können jederzeit beitreten, wenn sie wollen." Darmann dürfte sich dabei allerdings nicht mit seinem Parteichef abgesprochen haben: Christian Ragger schloss einen Klub mit den drei Dissidenten nur eine gute Stunde nach Darmanns Lockruf kategorisch aus.
Die Kärntner Turbulenzen im Schnelldurchlauf: Nach dem Wahldebakel in Kärnten versuchen die Freiheitlichen einen Neustart. Noch-Landeshauptmann Gerhard Dörfler, Noch-Landesrat Harald Dobernig und Hannes Anton sollen auf ihr Landtagsmandat verzichten. Für den mehrfach im Visier der Staatsanwaltschaft stehenden Dobernig wird von der Bundes-FPÖ zudem dringend der Parteiausschluss empfohlen. Alle drei Abgeordneten wollen aber dennoch als freie Mandatare in den Landtag einziehen. Nach derzeitigem Stand würde die FPK also den Klubstatus und somit auch eine Stange Geld verlieren: Denn mit dem Klubstatus wäre auch die Klubförderung weg.
"Politisches Fukushima"
Vier Mandatare braucht die FPK für die Klubbildung, wegen der drei Dissidenten käme sie derzeit aber nur auf drei Abgeordnete. Neo-Parteichef Ragger hofft nun nach eigenen Angaben, dass einer drei Dissidenten schon einlenken und auf sein Mandat verzichten wird. Dann könnte er dessen Sitz mit einem Funktionär seines Vertrauens bestücken und es würde wieder einen freiheitlichen Klub samt allen Privilegien im Kärntner Landtag geben.
Am Mittwoch meldete sich auch der Abgeordnete Anton zu Wort. Er wünscht sich einen gemeinsamen Beitritt mit Dörfler und Dobernig zum FPK-Parlamentsklub: "Uns im Klub gibt es nur zu dritt." Aber auch Anton weiß: "Momentan ist die Tür zu."
Die Freiheitlichen müssen sich wegen der Turbulenzen auch mit Spott und Häme überziehen lassen: BZÖ-Abgeordneter Stefan Petzner etwa - nicht bekannt als Freund der feinen Klinge - nannte die FPK auf Twitter das "politische Fukushima".
(Red./APA)