Wohnbau: "Sozialer Friede ist schnell gefährdet"

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Bauinnungschef Frömmel warnt vor massiven Folgen, sollte die Politik für leistbares Wohnen nichts tun. 2014 sollte auch "altersgerechtes" Bauen forciert werden.

Wien. Das Problem seien weniger generell fehlende Wohnungen als vielmehr ausreichend Wohnraum für Menschen mit geringerem Einkommen. Aus diesem Befund leitet der Vorsitzende der Bauinnung und Chef der Bauindustrie in der Wirtschaftskammer, Hans-Werner Frömmel, seine eindringliche Warnung an die Politiker ab: Würden keine Initiativen für leistbares Wohnen gesetzt, könne dies zu „sozialen Problemen“ speziell in den Städten führen.

Im Gespräch mit der „Presse“ untermauert er seine zentrale Forderung zur Wiedereinführung der Zweckbindung der Wohnbauförderung mit der gesellschaftlichen Sprengkraft dieses Themas, „weil dadurch der soziale Friede sehr schnell gefährdet ist“.

Der Chef der Bauinnung hat naturgemäß besonderes Interesse an reger Wohnbaubautätigkeit. Der Kernpunkt seiner Wünsche sei jedoch, dass wieder mehr leistbarer Wohnraum geschaffen werde müsse. Denn gerade jenes Viertel der Bevölkerung mit den niedrigsten Einkommen könne sich inzwischen die Kosten für Wohnungen kaum mehr leisten.

Frömmel ist selbst in der Vergangenheit schon bei den Ländern wegen zusätzlicher Wohnbauaktivitäten vorstellig geworden. Dementsprechend begrüßt er die Ankündigung von Vizekanzler ÖVP-Obmann Michael Spindelegger, diese Bindung wieder einführen zu wollen. Frömmel hat jedenfalls „große Hoffnung“, dass diesem Anliegen nun Rechnung getragen werde. Dafür nimmt er ein späteres Inkrafttreten in Kauf: „Wenn es erst 2015 ist, ist es kein Wermutstropfen – wenn es nur kommt.“

Neuer Scheck zur Sanierung

Mit einem anderen Anliegen möchte er nicht so lange zuwarten. Frömmel schlägt vor, mit einem „Scheck“ des Bundes schon ab 2014 die Adaptierung und Sanierung bestehender Räumlichkeiten für „altersgerechtes“ Wohnen zu fördern. Damit soll mehr Platz für ältere Menschen daheim statt in den teureren Seniorenheimen geschaffen werden.

Er wünscht sich eine ähnliche Aktion wie bei der vom Bund in den vergangenen Jahren deutlich angekurbelten thermischen Sanierung von Häusern. „Das sind ja Projekte mit Hebelwirkung“, argumentiert Frömmel, weil dies Investitionsschübe auslöse.

Auf einen Blick

Hans-Werner Frömmel (71) ist in der Wirtschaftskammer Bau-Bundesinnungsmeister. Zu seinen Hauptanliegen zählt, den Wohnraumumbau für ältere Personen zu fördern. [Internet]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2013)

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