EU bremst Boni für Banker

bremst Boni fuer Banker
bremst Boni fuer Banker(c) REUTERS (JOSHUA ROBERTS)
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Künftig sollen Extrazahlungen nicht höher sein als das Grundgehalt. Dieses werde jetzt steigen, sagen Top-Banker.

Brüssel/Wien/Ag. 67,9 Mio. Dollar: So viel Bonus hat Goldman-Sachs-Boss Lloyd Blankfein 2008 kassiert, was bis dato Rekord bedeutete. Inzwischen hat sich seine Prämie krisenbedingt reduziert – aber auch die Zahlung von ein paar Millionen hat die Wogen hochgehen lassen. In Europa soll dies nun ab 2014 anders werden: Die EU-Länder und das EU-Parlament haben sich am Mittwoch auf neue Regeln für Extrazahlungen geeinigt. Der Bonus darf künftig im Normalfall nicht mehr höher sein als das Grundgehalt. In Ausnahmefällen kann die Prämie das doppelte Grundgehalt erreichen. Die EU-Finanzminister haben schon Anfang März weitestgehend zugestimmt. Die Vorschriften betreffen laut EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier 8200 Banken.

Britischer Widerstand

Großbritannien leistete den größten Widerstand gegen die Deckelung. Das Land, in dem sich das „Herz“ des Investmentbanking in Europa befindet, fürchtete, dass Top-Leute abwandern würden. Die Schweizer Großbanken Credit Suisse und UBS, die in London groß vertreten sind, spielten dabei eine wichtige Rolle.

„Das Parlament hat dem Druck der britischen Regierung widerstanden und keine Änderung an der Deckelung von Bonuszahlungen mehr zugelassen“, erklärte der Verhandlungsführer der Sozialdemokraten in der EU-Volksvertretung, Udo Bullmann. „Gegen erbitterte Widerstände aus nationalen Hauptstädten und der Finanzindustrie wird Europa schon 2014 ein Stück gerechter.“

Ob das tatsächlich so ist, wird sich erst zeigen. Denn viele Spitzenbanker sind der Ansicht, dass die Grundgehälter steigen würden. „Die Bonusregel wird vermutlich dazu führen, dass die Fixgehälter in einigen Bereichen angehoben werden müssen, um die besten Mitarbeiter nicht zu verlieren“, sagte der Vorstandschef der Credit Suisse, Brady Dougan, im Handelsblatt. Die Personalkosten der Geldhäuser würden dadurch letztendlich weniger flexibel.

Strittig war bis zuletzt, wie mit langfristig ausgezahlten Boni umgegangen werden soll. Bei einem Viertel der Extrazahlungen kann unter bestimmten Bedingungen ein Inflations- und Risikoausgleich geltend gemacht werden. Eine absolute Grenze für Boni ist nicht vorgesehen.

Auch Fondsmanager betroffen

Das EU-Parlament will nun auch wie bei Bankmanagern die Bonuszahlungen bei Fondsmanagern beschränken. Der Wirtschafts- und Währungsausschuss des EU-Parlaments habe sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, dass auch bei offenen Publikumsfonds die Boni gedeckelt werden sollen, sagte der Vizepräsident des Parlaments, ÖVP-Delegationsleiter Othmar Karas.

Mit der laut Karas „umfassendsten und tiefgreifendsten Bankenregulierung in der Geschichte der EU“ will die EU die Bankenrichtlinie „Basel III“ gesetzlich verankern. Die Banken sollen dadurch besser gegen künftige Krisen gewappnet sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2013)

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