"Urbi et Orbi": Papst Franziskus erteilt Ostersegen

Papst Franziskus
Papst FranziskusReuters (STEFANO RELLANDINI)
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Papa Francesco feierte mit Zehntausenden Christen auf dem Petersplatz die Ostermesse und verurteilte Gewalt, Egoismus und Hass.

Papst Franziskus hat in seiner ersten Osterbotschaft als katholisches Kirchenoberhaupt Gewalt, Egoismus und Hass in aller Welt verurteilt. Die frohe Botschaft des auferstandenen Christus möge besonders diejenigen erreichen, die von einer Zeit des Leidens betroffen seien, sagte der Pontifex. Die Osterbotschaft des Papstes und den anschließenden Segen "Urbi et Orbi" verfolgten auf dem Petersplatz in Rom mehr als 250.000 Menschen.

Eindringlich forderte Franziskus einen Stopp der Gewalt im Nahen Osten. "Mögen in Nahost die Diplomatie und der Dialog eine Lösung für einen Konflikt finden, der seit zu langer Zeit anhält", sagte der Heilige Vater. Im Hinblick auf den Konflikt in Syrien wünschte das katholische Kirchenoberhaupt, die Osterbotschaft von Frieden und Menschenwürde möge helfen, Hass und Gewalt zu überwinden. Franziskus gedachte zudem der "verletzten syrischen Bevölkerung und der vielen Flüchtlinge, die auf Hilfe warten".

Frieden auf der ganzen Welt

Der Papst erklärte, er bete für Frieden in Afrika, unter anderem für Nigeria, in dem "Anschläge das Leben vieler Unschuldiger" bedrohten. Franziskus plädierte für Frieden auch für den Kongo, Mali und den Irak. Franziskus äußerte die Hoffnung, dass die Osterbotschaft Frieden auf der ganzen Welt bringe, die "immer noch von der Gier nach schnellem Profit geteilt ist". Die Welt sei verwundet vom Egoismus, der das menschliche Leben und die Familie bedrohe.

Der Papst verurteilte den Menschenhandel, der in diesem 21. Jahrhundert die am weitesten verbreitete Sklaverei sei, sowie den Rauschgifthandel und die "ungerechte Ausbeutung der natürlichen Ressourcen". Anschließend sprach der Papst vom Balkon des Petersdoms aus den traditionellen Ostersegen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis). Den Teil mit der 60-sprachigen Verlesung ließ der Papst allerdings überraschend aus.

Urbi et Orbi

Der apostolische Segen "Urbi et Orbi" gehört zu den bekanntesten Riten der römisch-katholischen Kirche. Die imperiale Formel "der Stadt und dem Erdkreis" geht auf die alten Römer zurück. Das antike Reichsbewusstsein setzte die Stadt Rom (urbs) mit dem Erdkreis (orbis) gleich. Die Kirche fügte sie erstmals im 13. Jahrhundert in das offizielle Ritual ein. Heute wird der Segen zu feierlichen Anlässen am Ostersonntag, am Christtag oder nach einer Papstwahl erteilt. Er muss vom Papst als Bischof von Rom und als Oberhaupt der Weltkirche gespendet werden. Die Zeremonie auf dem Petersplatz ist für alle Gläubigen mit einem Sündenablass verbunden.

Osternacht im Petersdom

In der Nacht hatte Franziskus im Dom die Osterwache gefeiert. Die stimmungsvolle Zeremonie begann damit, dass das Osterlicht in einer Prozession in den zuvor abgedunkelten Dom gebracht wird und diesen erhellte. Für Jorge Mario Bergoglio war diese Feier zur Auferstehung Christi wie auch alle anderen Messen der Ostertage eine Premiere als Oberhaupt der katholischen Kirche. Im Zuge der Osterwache taufte er vier Erwachsene, aus Italien, den USA, Albanien und Russland.

"Angst vor den Überraschungen Gottes"

In seiner Predigt forderte Franziskus die Gläubigen in dieser "lichtvollen Osternacht" auf, die Neuheit anzunehmen, die die Auferstehung Jesu bedeute, und sich im Leben dem Neuen nicht zu verschließen. "Wir sind wie die Apostel aus dem Evangelium: Oft ziehen wir es vor, unsere Sicherheiten beizubehalten", sagte der Papst. "Wir haben Angst vor den Überraschungen Gottes. Er überrascht uns immer!" Auch der müde, enttäuschte oder traurige Mensch dürfe aber nie aufgeben, Gotte könne jede Situation ändern.

Reuters (Montage: diepresse.com)

Botschaft an die Ungläubigen

Die Neuheit Gottes zeige sich im Sieg über die Sünde, das Böse und den Tod, fuhr Franziskus fort. "Die Sorgen des Alltags können uns leicht dazu bringen, uns in uns selbst, in der Traurigkeit, in der Bitterkeit zu verschließen", räumte er ein. Doch darin liege der Tod. Gott sei aber auferstanden, um das Herz für die Hoffnung auf die Zukunft zu öffnen, um Frieden und Kraft für das Leben zu geben. Der Pontifex wandte sich auch an Ungläubige und jene Katholiken, die sich von Gott entfernt haben. Diese sollten "einen Schritt nach vorne" tun, und Gott werde sie mit offenen Armen empfangen, sagte der Heilige Vater.

Vor der Feier hatte er sich in einer Video-Botschaft zu dem sogenannten Turiner Grabtuch Jesu geäußert, dessen Echtheit umstritten ist. "Mit euch trete auch ich vor das Grabtuch hin", sagte Franziskus einem italienischen TV-Programm, das das Exponat am Samstag ausstellte. Das entstellte Gesicht auf dem Tuch gleiche "den vielen Gesichtern von Männern und Frauen, verletzt von einem Leben, das ihre Würde missachtet, von Kriegen und Gewalt, welche die Schwächsten trifft."

AP

Fußwaschung und Kreuzweg

Nach der abendlichen Feier der Osternacht im Petersdom steht für Franziskus am Sonntag in Rom die Ostermesse an. Er verkündet seine erste Osterbotschaft und spendet den traditionellen Segen "Urbi et Orbi" - der Stadt und dem Erdkreis. Der Papst hatte die Osterfeierlichkeiten am Gründonnerstag mit der traditionellen Fußwaschung in einer römischen Jugendanstalt begonnen. Gemeinsam mit Tausenden Gläubigen begleitete Franziskus am Freitagabend den traditionellen Kreuzweg. Die Ängste und Hoffnungen des Nahen Ostens standen im Zentrum der Zeremonie, mit der Katholiken die 14 Stationen des Leidens und Sterbens Jesu nachzeichnen. Der Papst nahm betend an der Feier teil - das große Holzkreuz wurde abwechselnd von Jugendlichen, Seminaristen und Ordensfrauen getragen.

(APA/dpa/AFP)

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