Mit 1540 Euro zur Offshore-Firma

Ein Urlaub auf den Seychellen kostet mehr als die Gründung einer Firma.

Wien/Rie. Das Wetter ist stets schön, das Meer tiefblau, Schnee kennt man nicht – und Steuern auch nicht. Die Seychellen kommen einem irdischen Paradies recht nahe, nicht nur für Urlauber, sondern vor allem für Steuerflüchtlinge. Auf Einkünfte von Gesellschaften erhebt der Inselstaat im Indischen Ozean keine Steuern, es gibt keine Buchhaltungspflicht, keine Betriebsprüfungen, und eine Firmengründung ist völlig anonym möglich. All das bekommt man schon für weniger Geld, als man für einen Urlaub auf den Seychellen bezahlen muss.

1540 Euro will die Privacy Management Group mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten für die Gründung einer Firma auf der Insel haben – „inklusive Online-Banking und Kreditkarte“.

Damit ist man freilich nicht automatisch in seiner Heimat steuerbefreit, aber ein erster Schritt ist getan, und für den Rest gibt es echte Profis. Etwa die Firmen, von denen die Daten für die Offshore-Gründungen und -Veranlagungen stammen (siehe oben stehenden Bericht), die jetzt für eine weltweite Jagd auf Steuerflüchtlinge sorgen.

Die Portcullis-TrustNet-Gruppe beispielsweise, die 16 Niederlassungen auf der ganzen Welt hat und Kunden in 140 Ländern, darunter Unterstützter des simbabwischen Autokraten Mugabe und Familienmitglieder des indonesischen Diktators Suharto, erhob der NDR aus den Offshore-Daten.

Laut einer Untersuchung des Tax Justice Network liegen in den Steuerparadiesen dieser Welt zwischen 21 und 31,5 Billionen Dollar. Umgerechnet sind das bis zu 280 Milliarden Dollar, die den Staaten an Steuereinkünften verloren gegangen sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2013)

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